Leider denken auch heutzutage noch viel zu viele Menschen beim Thema „Krafttraining“ an aufgepumpte Bodybuilder, die laut stöhnend immense Gewichte stemmen. Natürlich ist das auch ein Aspekt dieses Sports. Allerdings befinden sich diese Athleten mittlerweile in der Minderheit, denn das Krafttraining ist mittlerweile im Mainstream angekommen. Während noch vor 20 Jahren eher nur eine kleine Minderheit in die „Muckibude“ ging, ist diese Zahl mittlerweile auf fast 11,1 Millionen angestiegen (Quelle: Statista). Diese Zahl bezieht sich auf die angemeldeten Mitglieder der fast 10.000 Fitnessstudios in Deutschland, d.h. es sind mit Sicherheit nicht alle davon aktiv. Es verdeutlicht aber das Interesse, das an diesem Sport (zu Recht) besteht. Vor allem die jungen Deutschen interessieren sich besonders für das Gewichtstraining. Sicherlich haben hier die sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Youtube ihren Anteil.
Während man früher ausschließlich in Fachzeitschriften oder in einigen wenigen Büchern Informationen über das Krafttraining erhalten konnte, die teilweise dann auch widersprüchlich waren, kann man heute auf Knopfdruck die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft nachlesen oder -noch einfacher- sich von jemand anderes in Form eines Videos erklären lassen. Das ist einer der Hauptgründe, warum in der breiten Masse ein deutlich größeres Wissen und auch eine deutlich höhere Bereitschaft zum Training vorhanden ist.
Eine starke Muskulatur hat viele Vorteile
„Mens sana in corpore sano“ oder auf deutsch: „Ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper“ hat schon der der römische Dichter Juvenal gesagt. Auch wenn dieses Zitat ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen wurde und Juvenal eher auf etwas anderes hinauswollte, steckt in diesem Satz doch eine Menge Wahrheit. Noch vor gar nicht langer Zeit verachteten viele Intellektuelle das körperliche Training und wandten sich ausschließlich dem „Denksport“ zu. Heutzutage weiß man jedoch, dass auch das Gehirn viel leistungsfähiger ist, wenn es unserem Körper gut geht. Körperliche Bewegung und insbesondere das Krafttraining helfen uns, länger fit zu sein und Belastungen besser standhalten zu können. Ich möchte im Nachfolgenden einige der wichtigsten Vorteile, die Krafttraining für die Gesundheit bietet, aufzählen.
Die körperliche Seite:
1. 1. Aufbau und Erhalt von Muskulatur
Im Gegensatz zum Kardiotraining wird bei einem guten Krafttraining die gesamte Muskulatur trainiert und aufgebaut. Ab einem Alter von ca. 35 Jahren verliert der Mensch mit jedem Jahr, das er älter wird, Muskelmasse. Zu Anfang fällt das kaum auf. Im Laufe des Lebens wird das jedoch immer problematischer, da auch wichtige Stützmuskulatur abgebaut wird. Je weniger Muskeln ein Mensch hat desto mehr Belastung geht auf den sogenannten passiven Bewegungsapparat wie Knochen, Gelenke, Bänder oder Bandscheiben. Die Folge sind Verschleißerscheinungen und teils heftige Schmerzen. Diesen Vorgang nennt man in der Fachsprache Sarkopenie. Mit richtigem Krafttraining kann man diesen Vorgang nicht nur stoppen, sondern sogar umkehren und somit auch noch fit bis ins hohe Alter bleiben.
2. 2. Man wird stärker
Mehr Muskeln -> mehr Kraft. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil, der vor allem auch im Alltag nicht zu unterschätzen ist. Mit einem gut trainierten Körper fällt das Tragen der Einkaufstaschen viel leichter und auch das Toben mit den Kindern macht deutlich mehr Spaß als wenn man jedes Mal Angst haben müsste, den Belastungen nicht gewachsen zu sein.
3. 3. Verbesserte Fettverbrennung
Immer noch machen viel zu viele Menschen den Fehler, „einfach eine Runde joggen zu gehen“, wenn sie abnehmen wollen. Kardiotraining hat sicherlich eine Menge Vorteile, aber es ist mit Sicherheit nicht die beste Wahl, wenn man ein paar Kilo abnehmen möchte. Warum das so ist? Nun, das ist eigentlich recht einfach zu erklären: Zum einen verbrennt Kardiotraining wie Joggen im Vergleich recht wenig Kalorien bzw. man muss relativ viel Zeit investieren, um auf eine angemessene Kalorienzahl zu kommen. Dabei wird jedoch kaum oder nur sehr wenig Muskulatur aufgebaut (oft werden im Oberkörperbereich sogar noch Muskeln abgebaut, da sie schlichtweg für die Belastung nicht benötigt werden). Muskeln sind jedoch wahre Energiefresser, die viele Kalorien in Form von Zucker verbrennen. Und das nicht nur während der Belastung, sondern auch in Ruhephasen. Der berühmte Jojo- Effekt kommt übrigens unter anderem auch dadurch zu Stande, dass während einer strengen Diät immer Muskeln abgebaut werden, wenn nicht trainiert wird. Der Körper hat also weniger Muskulatur und somit auch weniger Grundumsatz. Wenn der Diättreibende nach der Diät wieder normal isst, muss er unweigerlich zunehmen, weil er einfach weniger verbraucht als vorher.
1. 4. Geringeres Diabetesrisiko
Diabetes Typ II ist einer DER Zivilisationskrankheiten unserer Zeit. Früher waren vor allem ältere Menschen davon betroffen, deren Körper nicht mehr so gut auf Insulin ansprach. Heutzutage gibt es aber sogar schon Kinder, die an „Altersdiabetes“ erkranken. Der Grund dafür ist so gut wie immer ein gefährlicher Mix aus schlechter Ernährung und zu wenig Bewegung. Dabei ist die Diagnose Diabetes keine lebenslange Verurteilung zu Spritzen und Leiden. In vielen Fällen, vor allem am Anfang, ist die Zuckerkrankheit sogar umkehrbar. Forscher der University of Glasgow und der University of Newcastle fanden bei 86 Prozent von fast 300 Probanden heraus, dass eine extreme Diät zu einem Abklingen von Diabetes Typ 2 führt. Soweit sollte man es jedoch am besten gar nicht kommen lassen. Eine gut ausgebildete Muskulatur kann vor Diabetes schützen, da sie während des ganzen Tages und sogar in der Nacht Zucker verbrennt, der ansonsten überschüssig wäre.
Der Einfluss auf die Psyche
Das sind nur einige Vorteile, die das Training mit Gewichten bringt. Dazu haben wir auch nur die rein körperliche Seite besprochen. Dabei hat Krafttraining auch einen sehr positiven Einfluss auf die Psyche. Hier einige Beispiele:
1. Man bekommt ein besseres Selbstwertgefühl und wird insgesamt selbstbewusster
Auch wenn es vielleicht oberflächlich klingt, fühlen wir uns doch alle wohler in einem gesunden und fitten Körper. Natürlich kommt es im Endeffekt auf die inneren Werte an, aber ein Mensch, der sich wohl in seinem Körper fühlt, ist oft zufriedener und strahlt das auch aus. Alleine die Erfahrung sich durch kontinuierliches Training verbessern zu können, steigert das Selbstbewusstsein. Das Zauberwort ist hier Selbstwirksamkeitserwartung. Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung bedeutet, dass ein Mensch glaubt, sich selber und sein Schicksal beeinflussen zu können. Je höher die Selbstwirksamkeitserwartung desto selbstbewusster sind die Menschen in den meisten Fällen.
2. Gute Laune und sogar Hilfe bei Depressionen
Durch Krafttraining werden Endorphine freigesetzt, die dich sofort in eine bessere Stimmung versetzen. Dazu kommt noch der Stolz sich aufgerafft zu haben, der die Laune noch zusätzlich verbessert. Eine amerikanische Studie mit rund 200 depressiven Patienten kommt sogar zu dem Schluss, dass körperliches Training bei Depressionen beinahe genauso wirken kann wie eine medikamentöse Therapie. Das ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal von Krafttraining, sondern ist ein positiver Nebeneffekt jeder körperlichen Belastung.
3. Mehr Disziplin im Alltag und Respekt von anderen
Jemand, der sich diszipliniert an einen Trainingsplan hält, wird recht schnell Erfolge erzielen. Diese Erkenntnis lässt sich auf fast alle Lebensbereiche übertragen. Ob in der Arbeit, im Haushalt oder in der Ernährung, alles lässt sich mit Disziplin viel einfacher erledigen. Voraussetzung ist natürlich immer, dass man sich an seinen „Plan“ hält. Disziplinierte Menschen werden von anderen zudem noch viel eher respektiert als jemand, der sich gerne gehen lässt. Auch das ist natürlich nicht immer gerecht, aber leider ist es doch so, dass wir Menschen schnell in eine Schublade stecken. Einem übergewichtigen, ungepflegten Typen werden eben selten Eigenschaften wie Fleiß, Ehrgeiz oder Disziplin zugeschrieben. Eher das Gegenteil, auch wenn das vielleicht ungerecht ist.
So viel also zu den Vorteilen, die regelmäßiges Krafttraining für dich und dein Leben bringen kann. Meiner Meinung nach sollte jeder ein gewisses Maß an Training in sein Leben einbauen, um die Herausforderungen des Alltags einfacher meistern zu können. Das Schöne an Krafttraining ist auch, dass so viel Einsatz, je nach Zielsetzung, gar nicht nötig ist. Zwei bis drei Mal 45 Minuten bis eine Stunde reichen locker aus. Bei höherer Intensität vielleicht sogar weniger. Auch der Besuch eines Fitnessstudios ist nicht nötig. Viele motiviert das jedoch dranzubleiben und nicht zu früh aufzugeben. Wer sich jedoch überwinden kann auch zu Hause zu trainieren, dem reicht auch das Training mit dem eigenen Körpergewicht. Die guten, alten Liegestütze, Klimmzüge und Kniebeugen trainieren schon den Großteil des gesamten Körpers. Wem das auf Dauer zu langweilig ist, der findet im Internet hunderte von verschiedenen Varianten. Also: es gibt keine Entschuldigung! 😉
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