Ich kann nicht mehr!

Wenn ich jedes Mal, als ich diesen Satz gehört habe, einen Euro bekommen hätte, wäre ich jetzt mit Sicherheit reich, sehr reich sogar. Das liegt allerdings nicht daran, dass mein Training so hart ist und ich die Schüler regelmäßig an ihre Grenzen bringe, sondern eher darum, dass viele Kinder heutzutage viel zu schnell aufgeben und es kaum noch gewohnt sind, sich anzustrengen. Die Frage ist nur, woran genau das liegt. Sind die Kinder nicht bereit, sich anzustrengen? Sind alle faul und träge? Sicherlich mag das auf einige zutreffen, der Großteil ist in meinen Augen aber durchaus bereit, sich Herausforderungen zu stellen, denn an der Motivation mangelt es in vielen Fällen nicht unbedingt.

Spurensuche

Ein ganz normales Training, wie es eigentlich jede Woche stattfindet. Die Übungen sind weder zu anspruchsvoll, noch zu leicht für die Gruppe. So, wie es auch eigentlich sein sollte, denn einerseits sollte ein Training die Schüler natürlich bis zu einem gewissen Grad herausfordern, allerdings auch nicht überfordern und somit die Motivation zerstören. Das gelingt sicherlich nicht immer, aber mit steigender Erfahrung bekommt man irgendwann ein recht gutes Gefühl, wie viel man den Kindern zumuten kann und was zu viel ist. In letzter Zeit scheint es jedoch so zu sein, dass sich die Grenze, ab der es den Schülern „zu viel“ wird, weiter nach vorne verschoben zu haben. Schon bei der kleinsten Anstrengung hört man nicht selten „ich kann nicht mehr!“. Kein roter Kopf, kein Schweißtröpfchen in Sicht und auch der Atem geht entspannt wie direkt nach dem Aufstehen. Dennoch scheinen die Kinder fest davon überzeugt zu sein, am Rande ihrer Möglichkeiten zu sein. Das ist auch der zentrale Punkt, der mich hier stutzig macht: im Normalfall würde man denken, man hätte hier ein ganz faules Exemplar vor sich, dass sich nur nicht anstrengen will, aber ich kenne die meisten Kinder schon recht lange und behaupte: nur die wenigsten sind wirklich nicht bereit, sich anzustrengen und Leistung zu bringen. Sie sind es schlicht und ergreifend nicht mehr gewohnt, an ihre Grenzen zu gehen. 

Sport und Freizeit

Heutige Menschen wachsen in einer hochtechnisierten Umwelt auf, in der ihnen vieles abgenommen wird. Kilometerlanges Gehen auf dem Schulweg? Viel zu gefährlich! Da fahren im Notfall lieber Mama oder Papa morgens noch vor der Arbeit die Kinder bis kurz vor die Eingangstür. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Schulweg in der Grundschule zwischen 20 und 30 Minuten gedauert hat, je nachdem wie sehr ich mich beeilt hatte. Nachmittags ging es dann so gut wie immer raus zum Fußball spielen, Klettern oder ähnliches. Da es keine Handys gab, war die Zeitmessung denkbar einfach: wenn es dunkel wird, bist du wieder da! Natürlich haben die Zeiten sich geändert und ich gehöre mit Sicherheit nicht zu denen, die behaupten, dass früher alles besser war. Viele Kinder heute machen diese Erfahrungen allerdings heute nicht mehr und wissen dementsprechend auch gar nicht mehr, was sie sich alles zutrauen können und was nicht. Woher soll man auch wissen, wieviel Potenzial in einem steckt, wenn man sich noch nie ausgetestet hat? Wenn man noch nie über mehrere Stunden hintereinander Sport gemacht hat, beispielsweise Fußball gespielt hat, hat man ja gar keine Ahnung, dass das als Kind durchaus möglich ist. Viele Kinder sind ja schon entsetzt, wenn sie die ersten Schweißtropfen bemerken. Das ist kein Witz! Im ersten Moment habe ich auch geglaubt, da will mich einer ärgern. Das war allerdings völlig ernst gemeint und für das entsprechende Kind ein Zeichen, jetzt am Rande der Erschöpfung zu sein.

Fernsehen, Computerspiele und sofortige Belohnungen

„Fernsehen verblödet“ hört man oft und in vielen Fällen stimmt das sogar. Sicher kann man das nicht so verallgemeinern, aber wirklich sinnvoll sind nur die wenigsten Sendungen. Für die überwältigende Mehrheit ist Fernsehen auch nur eine Beschäftigung zum Zeitvertreib, was an sich ja auch kein Problem ist. Jeder benötigt mal Ruhe und Ablenkung. Stress und Pflichten gibt es schließlich schon genug. Viele Kinder sitzen jedoch viele Stunden vor dem Fernseher und lassen sich von dem, was sie dort sehen, berieseln. Die Werte, die dort vermittelt werden, stehen aber leider oft im Gegensatz zu dem, was im wirklichen Leben zählt. Erfolg? Kommt über Nacht (Castingshows)! Wirklich anstrengen müssen sich da (zumindest vordergründig) nur die wenigsten. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Kinder erst im Laufe der Zeit lernen, Realität und Fiktion zu unterscheiden, so dass hier sehr schnell falsche Vorstellungen entstehen.

Die meisten Computerspiele sind darauf ausgelegt, dem Spieler in kurzen Abständen Belohnungen zu gewähren, damit dieser bei der Stange bleibt. Ist ja auch logisch und der Industrie in meinen Augen auch nur bedingt vorzuwerfen. Wer würde denn schon ein Spiel spielen, dass erst nach Monaten die erste Belohnung bringt? Wahrscheinlich nur eine recht geringe Zahl an Menschen. Da aber auch diese Unternehmen sich an Gewinn und Verlust orientieren müssen und natürlich auch jeder Entwickler möchte, dass seine Spiele gerne gespielt werden, wird selbstverständlich dahingehend optimiert. Das an sich ist also nicht verwerflich ist. Was das Ganze aber problematisch macht, ist die Tatsache, dass diese Spiele ähnlich wie Drogen unser Belohnungszentrum im Gehirn triggern und wir deshalb immer mehr und immer länger spielen wollen, um diese guten Gefühle weiterhin zu erfahren. Natürlich ist man nicht abhängig, wenn man gelegentlich ein wenig spielt, aber besonders bei vielen (oft männlichen) Jugendlichen und jungen Erwachsenen drehen sich die Gedanken nur noch um Computer, Playstation, Handy oder andere elektronische Medien. Die Gehirne von jungen Menschen sind noch nicht voll ausgereift und somit auch sehr anfällig für Süchte und Abhängigkeiten.

 

Aber zurück zum Thema: Kinder und Jugendliche, die es gewohnt sind, ihre Belohnung SOFORT und ohne große Mühen zu erhalten, sind natürlich auch viel eher bereit aufzugeben, wenn es einmal schwierig wird. 

Fazit

Kinder müssen wieder lernen, Herausforderungen als etwas positives anzunehmen Während viele früher sehr leicht zu motivieren waren, indem man ihnen schwierige Aufgaben gab, an denen sie sich messen konnten, scheint das heute oftmals eher abschreckend zu wirken. Natürlich kann man nicht alle über einen Kamm scheren, denn jeder Mensch ist unterschiedlich. Die Tendenz, viel zu früh aufzugeben, ist jedoch mehr als deutlich. Kinder sollten, eher müssen, gefordert werden, um ihnen zu zeigen, welches Potenzial in ihnen steckt. Das gibt Selbstvertrauen und Sicherheit im Alltag und stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten. 

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Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

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