Konzentration – ein seltenes Gut

„Die Jugend von heute schwelgt im Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die Jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

 

Wenn die Wortwahl nicht ein wenig altmodisch daherkommen würde, könnte dieses Zitat durchaus auch aus der heutigen Zeit stammen. In Wahrheit stammt es jedoch von dem griechischen Philosophen Sokrates, der vor mehr als 2000 Jahren gelebt hat. Kritik an der Jugend ist also kein Phänomen unserer Zeit, sondern zieht sich durch alle Epochen. Auch wenn wir meinen, dass früher alles besser war, liegt das oft an unserer verklärten Sichtweise der Vergangenheit. Nur in seltenen Fällen liegen wir mit dieser Vermutung richtig, denn jede Generation hat ihre eigenen Probleme, Schwierigkeiten und Herausforderungen, die es zu meistern gilt. 

Herausforderungen der heutigen Zeit

Während viele Kinder und Jugendliche heute mit spielerischer Leichtigkeit Smartphones und andere digitale Produkte bedienen können und darin oft deutlich besser als ihre Eltern sind, fällt es ihnen dagegen oft schwer, sich auf einfache analoge Aufgaben zu konzentrieren.

Eine Studie der Microsoft Corporation aus dem Jahr 2015 erregte beispielsweise große Aufmerksamkeit, weil die Wissenschaftler dort nach Auswertung der vorliegenden Daten herausfanden, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne der Menschen sich seit dem Jahr 2000 von 12 auf 8 Sekunden verringert hatte. Ein Goldfisch schafft übrigens 9 Sekunden…

So richtig diese Information einerseits ist, muss man jedoch dafür auch die unterschiedlichen Arten von Aufmerksamkeit berücksichtigen. Das akademische Rahmenmodel von Sohlberg und Matter unterscheidet drei Arten von Aufmerksamkeit:

1. Kontinuierliche Aufmerksamkeit

Diese wird vor allem benötigt, wenn eine anhaltende Konzentration für sich wiederholende Aufgaben benötigt wird.

2. Selektive Aufmerksamkeit

Bei dieser Form der Aufmerksamkeit soll die eigene Konzentration vor Ablenkung geschützt werden, sodass die eigene Leistung konstant aufrecht gehalten wird.

3. Wechselhafte Aufmerksamkeit

Diese Aufmerksamkeit erlaubt dem Gehirn konzentriert zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln, welche höchst wahrscheinlich auch noch unterschiedliche kognitive Fähigkeiten erfordern.

Die kontinuierliche Aufmerksamkeit, also die Fähigkeit, sich über längere Zeit auf eine bestimmte Aufgabe zu konzentrieren, wird vor allem durch hohen Medienkonsum, Social Media und der Verwendung vieler elektronischer Geräte negativ beeinflusst. Genau da scheint der moderne Mensch Probleme zu bekommen, da die meisten von uns täglich allen Faktoren ausgesetzt sind. Besonders Kinder und Jugendliche scheinen anfällig für die daraus resultierenden negativen Einflüsse zu sein.

Auch die selektive Aufmerksamkeit des Menschen wird durch die vielen elektronischen Geräte, die uns eigentlich das Leben erleichtern sollen, verringert. Obwohl Tablets, Smartphones etc. sehr wohl auch eine Erleichterung und Hilfe im Alltag sein können, sind sie jedoch eine nicht zu unterschätzende Ablenkung, der sich nur wenige dauerhaft entziehen können. Dabei scheint es tatsächlich so zu sein, dass unsere selektive Aufmerksamkeit stärker sinkt, je mehr elektronische Geräte wir nutzen.

 

Die einzige Aufmerksamkeitsform, die laut der Microsoft Studie zunimmt, ist wenig überraschend die wechselhafte Aufmerksamkeit, d.h. die Menschen werden multitaskingfähiger, weil sie es viel mehr gewohnt sind, sich schnell immer wieder neuen Dingen widmen zu müssen. Ob das jetzt im Alltag von Vorteil ist, sei mal dahingestellt.

Kinder mit geringer Aufmerksamkeitsspanne

Die Medienwelt hat sich längst auf die geringer werdende Aufmerksamkeitsspanne der Menschen eingestellt. Längere Passagen mit Dialogen, die eine längere Aufmerksamkeit des Publikums erfordern, findet man in vielen Blockbustern nicht mehr. Nach einigen kurzen Gesprächen, die für die Handlung unabdingbar sind, muss auch schon wieder etwas explodieren, damit der Zuschauer nicht gelangweilt wird. Auch Computerspiele werden teilweise in Zusammenarbeit mit Psychologen entwickelt. Der Spieler soll regelmäßig Erfolgserlebnisse haben, um möglichst lange und regelmäßig an den Bildschirm gefesselt zu werden. Frühere Videospiele konnte man einmal durchspielen und war danach fertig. Im besten Fall gab es noch mehrere Schwierigkeitsgrade, das Spiel blieb jedoch immer das Gleiche. Die heutigen Spiele sehen jedoch ganz anders aus: Regelmäßig wird hier neuer „Content“ geliefert, der die Gamer wieder neu fesseln soll. Selbstverständlich gegen eine kleine Gebühr. Dazu gibt es immer wieder kleine Belohnungen, die das Belohnungszentrum triggern und ein großes Suchtpotenzial haben. Selbst Erwachsenen scheint es schwer zu fallen, diesen Fallen zu entgehen. So soll der bekannte ehemalige deutsche Nationalspieler Mesut Özil einige Spiele seiner Mannschaft aufgrund von Rückenproblemen, die er wegen zu langen Sitzens bekommen haben soll, verpasst haben. Özil ist bekennender Fan des Onlinespiels „Fortnite“… Ob die Geschichte genauso stimmt, ist schwer zu beweisen, jedoch steckt in allem oft ein Körnchen Wahrheit. Vielleicht hat er sich die Rückenprobleme auch woanders zugezogen. Unstrittig ist aber der extrem hohe Konsum des Spiels, wie man den (öffentlichen) Statistiken entnehmen kann. Selbst Profisportler, die ein Millionengehalt kassieren, können sich also nur schwer dieser Faszination entziehen. Wie soll es da Kindern gelingen, einen sinnvollen Umgang mit den Medien zu erlernen?

 

Viele Lehrer, Erzieher und andere Pädagogen beklagen die immer geringer werdende Konzentrationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. Auch in meinen Kursen musste ich leider schon oft feststellen, dass die Aufmerksamkeit der Schüler in vielen Fällen schon nach sehr kurzer Zeit abzuschweifen beginnt. Und das bei Themen, die durchaus interessant sind und bei Übungen, die die Kinder gerne machen! Am Interesse oder Wollen liegt es also nicht. Vielmehr scheint ihnen einfach die Fähigkeit zu längerer Konzentration zu fehlen. Das hat natürlich große Auswirkungen auf die Art von Unterricht, die einem Lehrer oder in meinem Fall einem Trainer möglich ist.

Was zu tun ist

Ist also alles verloren und die Jugend von heute verdorben, wie viele so gerne behaupten? In meinen Augen ganz und gar nicht, denn „die heutige Jugend“ ist im Prinzip gar nicht so viel anders wie alle anderen Kinder und Jugendlichen zuvor. Wie wir schon gesehen haben, war es auch schon zu früheren Zeiten in Mode, über die Jugend von heute zu schimpfen. Doch da kann ich alle beruhigen: auch heutzutage gibt es sehr viele Kinder, die lernbereit, nett, höflich und zuvorkommend sind. Es mag sein, dass die heutige Zeit andere Herausforderungen für Eltern und Heranwachsende bereithält. Das hat es aber zu allen Zeiten gegeben und wird sich auch nicht ändern. Unsere Aufgabe ist es, uns diesen neuen Aufgaben zu stellen und den Kindern die Möglichkeit zu geben mit ihnen umzugehen. Konkret bedeutet das, den Kindern beispielsweise einen verantwortungsvollen Umgang mit elektronischen Medien beizubringen und sie nicht stundenlang unbeaufsichtigt spielen/ fernsehen zu lassen. Junge Gehirne, die noch nicht voll ausgereift sind, sind viel anfälliger für exzessiven Konsum von Medien, weil die Mechanismen der Selbstkontrolle noch nicht voll ausgereift sind. Aus diesem Grund MUSS der Umgang hier beschränkt werden, denn was man als Kinder oder Jugendlicher nicht lernt, wird später im Erwachsenenleben, wenn überhaupt, nur mit viel mehr Mühe nachzuholen sein.

Eine Möglichkeit, Selbstkontrolle und Konzentration zu trainieren, ist es, eine Kampfkunst zu erlernen, da hier genau diese Eigenschaften gefordert werden. Kampfkunst oder Selbstverteidigung bedeutet auch immer, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und sich und seine Stärken bzw. Schwächen zu reflektieren. Auch wenn der Weg viel schwerer ist, als beispielsweise vor dem Computer ein „Held“ zu sein, sind die Belohnungen im echten Leben deutlich größer. Das merken nach einer Zeit auch die Kinder, die wieder lernen, dass es sinnvoll ist und auch Spaß machen kann, gefordert zu werden und Leistung zu bringen.

 

 

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

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