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Kampfsport oder Selbstverteidigung?

Sehr oft wird mir die Frage gestellt, ob man als erfolgreicher Kampfsportler auch automatisch sicher in der realen Selbstverteidigung ist. Schließlich ist man es ja in gewisser Weise gewohnt zu kämpfen und sich in eine körperliche Auseinandersetzung zu begeben. Warum das aber ganz und gar nicht so ist und warum Kampfsport in manchen Fällen nicht wirklich hilft, wenn es mal ernst wird, möchte ich dir im Nachfolgenden erklären. Eins vorneweg: Natürlich ist es immer besser, überhaupt irgendetwas zu tun als gar nichts, aber in meinen Augen sollte man sich nicht in die trügerische Sicherheit begeben, dass man nur mit etwas Kampfsport jeder Situation gewachsen ist. 

Kämpfen als Sport

Der heutige Kampfsport hat sich aus den alten Kampfkünsten immer mehr Richtung sportlicher Wettkampf entwickelt, was einerseits gut ist, da so sehr viel mehr Menschen einen Zugang dazu bekommen haben, andererseits aber oftmals auch die ursprünglichen Lehren etwas verwässert wurden. So wurde der waffenlose Nahkampf, egal ob Karate, Taekwondo oder anderes, ursprünglich dafür entwickelt, sich wirklich in gefährlichen Situationen effektiv wehren und notfalls auch sein Leben verteidigen zu können. Das ist natürlich in einem Wettkampf, bei dem es um Punkte geht, nicht mehr der Fall.

Wenn man Kampfsport als Wettbewerb praktiziert, gibt es mehrere Möglichkeiten dies zu tun. Je nach Belieben, kann man sich für Wettkämpfe anmelden, die von fast berührungslosen bis hin zu Vollkontaktkämpfen reichen. Ein Kampf wird dabei umso realistischer je mehr den Kämpfern erlaubt wird. Selbstverständlich steigt damit auch die Verletzungsgefahr enorm.

Grob unterteilen kann man die Kämpfe in etwa so:

Semikontakt:

Bei diesem auch als Pointfighting bekannten Wettbewerb geht es vor allem darum, möglichst viele Treffer an bestimmten Körperteilen zu schaffen. Nach jedem Punkt werden die Kämpfer wieder in ihre Ausgangsstellung zurück geschickt und der Kampf beginnt erneut. Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt den Kampf.

Leichtkontakt

Ähnlich dem Pointfighting geht es hier darum, in einer Runde möglichst viele Punkte zu erlangen. Der Kampf wird jedoch nicht unterbrochen, sondern die Ringrichter zählen die Treffer im laufenden Kampf. Diese Art zu Kämpfen ist sowohl technisch als auch konditionell sehr herausfordernd. Eine Schutzausrüstung für z.B. den Kopf ist hier Pflicht.

Vollkontakt

Anders als im Leichtkontakt kann man beim Vollkontakt auch durch K.O. bzw. technischen K.O. (der Kämpfer muss beispielsweise durch eine Verletzung aufgeben) gewinnen. Vollkontaktkämpfe sind deshalb meistens sehr viel härter und die Verletzungsgefahr dementsprechend größer. Um die Sicherheit der Kämpfer zu gewährleisten, sind einige Techniken wie Schläge unter die Gürtellinie oder Kniestöße zum Kopf verboten.

K-1

Eine aus Japan stammende Variante des Vollkontaktkämpfens, bei der sehr viel mehr erlaubt ist als im herkömmlichen Vollkontakt. Auch hier kann man entweder durch K.O. oder durch Punkte gewinnen.

MMA

In den letzten Jahren ist diese in den USA entstandene Kampfsportart auch hierzulande immer beliebter geworden. Bei den sogenannten Mixed Martial Arts (MMA) werden Schlag- und Tritttechniken aus dem Boxen, Kickboxen, Taekwondo, Muay Thai oder Karate miteinander vereint, um möglichst effektiv kämpfen zu können. Das besondere am MMA ist jedoch, dass der Kampf auch am Boden weitergeführt wird, so dass MMA- Kämpfer auch Techniken aus dem Brazilian Jiu Jitsu, Ringen, Judo oder Sambo trainieren, um auch dort gut kämpfen zu können. Kritik erntet dieser Sport immer wieder, weil auch auf am Boden liegende Gegner geschlagen werden darf. Der Kampf wird erst unterbrochen, wenn ein Kämpfer aufgibt oder offensichtlich wehrlos ist.

 

Dennoch bleibt auch MMA eine Kampfsportart, bei wirklich gefährliche Techniken wie Handkantenschläge zum Hals oder Fingerstiche ins Auge verboten sind. 

Warum Kampfsport KEINE Selbstverteidigung ist

1.    1. Das oberste Prinzip im Kampfsport ist die Unversehrtheit der Athleten. Deshalb gibt es in jeder Kampfsportart mehr oder weniger Regeln, die eine zu schwere Verletzung oder gar Todesfälle verhindern. Natürlich ist auch das schon mal vorgekommen, aber das sind sehr traurige Ausnahmefälle, die es in jeder Sportart gibt.

In der Selbstverteidigung gibt es diese Regeln jedoch nicht. Es kann sein, dass der Gegner nicht aufhört, wenn man am Boden liegt, sondern einfach weitermacht. In einem sportlichen Wettkampf würde der Ringrichter sofort einschreiten und den Sportler schützen. Das gibt es in der Realität nicht.

 

2.    2.Beim Wettkampf gibt es erlaubte und nicht erlaubte, richtige und falsche Techniken. Das gibt es in der Wirklicht natürlich nicht. Richtig ist, was effektiv ist und dir hilft, dich zu schützen. Ganz egal, ob man damit gut aussieht oder irgendwelchen technischen Ansprüchen gerecht wird.

 

3.   3.  Jeder Vorteil, der sich dir bietet, kann und sollte genutzt werden. Egal ob eine bessere Position oder vielleicht ein Stock, wenn es darum geht, sich ernsthaft verteidigen zu müssen, ist jedes Mittel recht. Natürlich nur im rechtlich erlaubten Maße… Im Sport ist es jedoch so, dass beide Kämpfer dieselben Voraussetzungen haben müssen, um einen sportlich fairen Wettbewerb austragen zu können. Dort gibt es beispielsweise Gewichtsklassen, damit ein 70 kg Athlet nicht gegen einen 110 Kilo Hünen antreten muss. Auch das kann man sich in der Realität natürlich nicht aussuchen.

4.    4. Es gibt keine zweite Chance für einen zweiten Versuch. Wenn man in der Realität einen Kampf verliert, dann hat man verloren. Im besten Fall nur seinen Stolz, im schlimmsten Fall seine körperliche Unversehrtheit oder gar sein Leben. Im Wettkampfsport gibt es immer eine nächste Runde oder einen nächsten Kampf, in dem man es besser machen kann.

5.    5. Dir sind in der Realität weder Zeit noch Ort bekannt, an denen du kämpfen musst. Während man sich auf einen sportlichen Wettkampf Wochen oder manchmal sogar Monate vorbereiten kann, weiß man im echten Leben niemals, wann oder wo es einen erwischt. Auch kennt man seinen Gegner vorher nicht und kann somit weder Stärken noch Schwächen studieren, sondern man muss sich ganz auf sich und seine Fähigkeiten verlassen.

6.    6. Ein Sport hat oder sollte immer den Grundsatz haben, fair zu sein. Das bedeutet, im Normalfall kämpft ein Athlet gegen einen anderen, der in etwa dieselben Fähigkeiten, eine ähnliche Statur etc. hat. In der Realität kann es dir jedoch passieren, dass es beispielsweise plötzlich mit mehreren Gegnern zu tun bekommst, die von sportlicher Fairness so gar nichts halten.

7.    7. Beim Kampfsport ist alles geregelt. Von den Richtlinien, über den Austragungsort, die Ringgröße bis hin zu Kleidung der Kämpfer. Die Wirklichkeit ist oftmals viel chaotischer und man muss alles so nehmen, wie es gerade ist. Das erfordert sehr viel Flexibilität und geistige Klarheit.

 

8.    8. Der wohl wichtigste Unterschied ist die Angst, die man in einer wirklichen Selbstverteidigungssituation verspürt. Natürlich ist man auch vor einem Wettkampf aufgeregt. Im Kampfsport vielleicht sogar noch mehr als in anderen Sportarten, aber im Endeffekt weiß man, dass eigentlich nichts Schlimmes passieren wird. Diese Sicherheit hat man im echten Leben nicht. Das ist der Grund, warum es manchmal auch erfahrenen Kampfsportlern passiert, dass sie verprügelt werden, obwohl sie dem Gegner eigentlich haushoch überlegen sein sollten. Es ist die Angst, die uns lähmt und die uns daran hindert, uns effektiv verteidigen zu können. Damit MUSS man sich auch als wettkampforientierter Kampfsportler auseinandersetzen, wenn man seine Künste auch zu Zwecken der Selbstverteidigung einsetzen möchte.

Sind alle Kampfsportarten also nutzlos?

Wie oben schon erwähnt, ist es immer besser, sich mit dem Thema „Kämpfen“ auseinanderzusetzen, als gar nichts zu tun und alles auf sich zukommen zu lassen. Deshalb sind meiner Meinung nach Kampfsportler durchaus im Vorteil, wenn es darum geht, sich zu verteidigen. Dennoch sollte man sich immer bewusst machen, dass es durchaus gravierende Unterschiede zwischen Sport und Realität gibt und eben auch die andere Seite trainieren.

 

Auch gibt es selbstverständlich große Unterschiede, welche Kampfsportart man trainiert. Ein erfahrener MMA- Athlet wird sicherlich größere Chancen haben, als ein Pointfighter, da MMA der Realität sehr viel näher kommt als wenn es nur darum geht, einfach irgendwie zu treffen, egal wie hart.

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

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