· 

Wilde Kinder, ADHS und Kampfsport, Teil 2

Die Diagnose ADHS bedeutet für viele Kinder und auch deren Familien eine ganz besondere Belastung. Die Betroffenen sind oft laut und unausgeglichen, tun sich schwer im sozialen Miteinander und haben in vielen Fällen Nachteile in der Schule bzw. später im Berufsleben. Dabei haben Menschen mit dieser Krankheit durchaus auch positive Eigenschaften wie Kreativität und Begeisterungsfähigkeit. Leider werden jedoch in der Schule und den meisten Berufen andere Attribute wie Pünktlichkeit, Fleiß, Disziplin und gutes Benehmen gefordert, was aber oft genau die Schwachpunkte von Menschen mit ADHS sind.

 

Da wir die Gesellschaft nicht ändern können und Medikamente immer die letzte aller Möglichkeiten sein sollten, suchen viele Eltern nach Alternativen, um ihren Kindern helfen zu können. Sportliche Aktivitäten sind erwiesenermaßen sehr gut dazu geeignet, ADHS- Kindern einen Weg zu zeigen, wie man auch mit dieser Einschränkung gut leben kann. Besonders das Ausüben eines Kampfsports bzw. einer Kampfkunst scheint sich hier besonders hervorzutun, weil hier genau das trainiert wird, was die Kinder so sehr brauchen. Im Nachfolgenden werde ich fünf Gründe anführen, warum Kampfkunst für ADHS- betroffene und auch Kinder im Allgemeinen so wertvoll sein kann. 

Energie loswerden

Menschen mit ADHS haben oft eine unbändige Energie, die sie im Alltag unserer heutigen Zeit nur schwer loswerden können. Da sich viele Lehrer nicht oder nur unzureichend mit dem Thema auskennen, bleibt es oft bei der Ermahnung „endlich still zu sein“. Dabei wird aber völlig außer Acht gelassen, dass diese Kinder nur in den seltensten Fällen extra Unsinn machen und eine Strafe riskieren. Mal ehrlich: wer will denn schon wirklich immer nur negativ auffallen? Die meisten Kinder wollen beachtet und geachtet, gelobt und wertgeschätzt werden. Nur wenn das nicht funktioniert suchen sie sich andere Wege, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

 

Im Training können die Kinder diese Energie loswerden und sie lernen, sie zu kontrollieren und zu kanalisieren. Durch die regelmäßige Übung wird ihnen klar, dass sie sich nur selber schaden, wenn sie sich schlecht benehmen und sie werden insgesamt viel ruhiger und ausgeglichener. Das Üben einer Kampfkunst trainiert den Geist und den Körper ganzheitlich und hilft so, sich wieder wohler in seiner Haut zu fühlen. Man ist nicht mehr seinen Gefühlen und Emotionen ausgeliefert, sondern man kann sie kontrollieren.

 

Konzentration aufs Wesentliche/ Fokus

Wenn es Kindern mit ADHS an einer wichtigen Eigenschaft mangelt, dann ganz sicher daran, sich auf eine Aufgabe länger zu konzentrieren. Ständig lassen sie sich ablenken und vergessen dabei oft das Wesentliche. In der Kampfkunst gibt es aber nur das hier und jetzt, und meistens trainiert man nur mit sich selber oder einen Partner. Keine Ablenkung, die Atmosphäre ist ruhig und konzentriert. Das hilft den Kindern unheimlich, bei sich zu bleiben und nur auf die eine Sache zu konzentrieren. Natürlich ist das ein Prozess, der nicht von heute auf morgen funktioniert, aber in einer guten Gruppe und mit einem geschulten Trainer werden die Kinder sich schnell zurechtfinden und irgendwann auch lernen, diese Fähigkeit im Alltag anzuwenden. Nur ganz wenige andere Sportarten helfen so sehr dabei, den Fokus auf eine bestimmte Tätigkeit zu lenken wie der Kampfsport.

Mehr Selbstvertrauen

Auch wenn es oft anders wirkt, sind gerade Kinder mit ADHS oft nicht selbstbewusst. Man darf nicht den Fehler machen, Lautstärke und eine große Klappe mit Selbstvertrauen zu verwechseln. Denn gerade mit diesem Verhalten soll oft eine große Unsicherheit überspielt werden. Das ist auch ganz natürlich, denn die Kinder spüren ja, dass etwas bei ihnen anders ist als bei den anderen. Sie können das nur noch nicht genau benennen und flüchten sich dann in ein übertriebenes Verhalten.

 

Durch das Kampfkunsttraining werden die Kinder jedoch insgesamt selbstsicherer, weil sie merken, dass sie doch dazu in der Lage sind, sich zu konzentrieren und etwas gut zu machen. Das schafft eine enorme Selbstsicherheit und im Laufe der Zeit haben die Kinder es gar nicht mehr nötig, sich aufzuspielen oder anderweitig (negativ) auf sich aufmerksam zu machen. 

Mit anderen Menschen umgehen/ sich in Gruppen einfügen

Kinder mit ADHS sind aufgrund ihrer schier unkontrollierbaren Energie oft anstrengend für ihre Umwelt. Es fällt ihnen dazu oft auch schwer, sich auf andere einzulassen und Rücksicht zu nehmen, weshalb sie in vielen Fällen auch Schwierigkeiten im sozialen Bereich mit anderen Kindern haben. Nicht selten kommt es vor, dass diese Kinder deshalb ausgegrenzt werden und es schwerer als andere haben, Anschluss zu finden.

 

In der Kampfkunst lernen sie in einem festen Rahmen, mit anderen umzugehen und sich auch auf einen Partner einzulassen. Durch klare Regeln gewinnen die Kinder Sicherheit im Umgang mit anderen und lernen, wie man sich in einer Gruppe zu verhalten hat.

Strukturen und Abläufe

Der Alltag von Kindern mit ADHS ist oft chaotisch und wild. Auch wenn man sich als Eltern die größte Mühe gibt, ist man spätestens in der Schulzeit machtlos. In den oft viel zu großen Klassen ist es oft laut und unruhig, was eine ADHS Symptomatik meistens noch verstärkt. In kleineren und ruhigeren Gruppen können diese Kinder meistens sehr wohl ruhig und konzentriert sein, aber das ist nun mal nicht der Alltag der meisten Kinder.

 

Das Kampfkunsttraining bietet feste Strukturen und Abläufe, an die die Kinder sich halten können und die somit auch eine Art Leitfaden zum Lernen darstellen. Erkennen sie erstmal den Wert dieser Art zu lernen, werden sie sie irgendwann auch im Alltag einsetzen können und somit ruhiger und konzentrierter werden.

 

In der Kampfkunst lernen sie in einem festen Rahmen, mit anderen umzugehen und sich auch auf einen Partner einzulassen. Durch klare Regeln gewinnen die Kinder Sicherheit im Umgang mit anderen und lernen, wie man sich in einer Gruppe zu verhalten hat.

Fazit

Kampfkunst kann also einen beträchtlichen Mehrwert für Kinder mit ADHS (und natürlich auch für alle anderen). Dieses Training kann zwar die Krankheit nicht heilen, aber die Symptome entscheidend verbessern. Natürlich ist eine wichtige Voraussetzung, dass die Kinder Freude an der Kampfkunst haben und nicht gezwungen werden, weil es eben nur hilft, wenn man sich darauf einlässt. Da so ein Kampfkunsttraining jedoch etwas völlig Neues für die Kinder ist und eben genau bei den Schwierigkeiten ansetzt, die eine ADHS Symptomatik ausmachen, sollte man dennoch am Anfang etwas hartnäckig sein. Viele Eltern geben da leider zu früh auf. Selbstverständlich ist Training kein Spaß wie Karussell fahren oder Playstation spielen, weil es auch Arbeit bedeutet. Deshalb scheuen viele Kinder davor zurück und müssen erstmal lernen, den Wert erkennen zu können. Das geht nicht von heute auf morgen.

 

Eines sollte aber auch klar sein: es gibt Fälle, da kommt man um eine medikamentöse Behandlung nicht herum. Diese Kinder leiden dann so sehr, dass es fahrlässig wäre, nicht zum Arzt zu gehen. Ich behaupte aber, dass man selbst als Laie mit etwas gesundem Menschenverstand merkt, ob eine ADHS behandlungsbedürftig ist oder nicht. 

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

 Falls dir der Artikel gefallen hat, kannst du gerne meinen Newsletter abonnieren, um regelmäßig über Neuigkeiten und Sonderaktionen informiert zu werden. Newsletter- Abonnenten erhalten beispielsweise einen Rabatt auf alle Veranstaltungen und einen vergünstigten Monatsbeitrag!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0