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Wilde Kinder, ADHS und Kampfsport

Heutzutage wird immer mehr Kindern die sogenannte Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, diagnostiziert. Während ADHS noch vor 100 Jahren weitgehend unbekannt war, ist die Zahl der Diagnosen in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Vielen stellt sich da die Frage, ob ADHS ein Phänomen unserer Zeit ist oder vielleicht sogar eine Modediagnose, die es überforderten Eltern erlaubt, sich vollkommen aus der Verantwortung der Erziehung ihrer Kinder zu ziehen. Oder liegt es vielleicht einfach nur daran, dass ADHS als Krankheitsbild früher unbekannt war und es heute einfach nur präziser festgestellt werden kann?

 

Fakt ist, dass ADHS keine Erfindung der Neuzeit ist, denn schon der Psychiater Heinrich Hoffmann (1809- 1894) beobachte vor 150 Jahren Kinder, die offenbar unter einem Mangel an Aufmerksamkeit litten, sich schwer in Gruppen zurechtfanden und Probleme hatten, ihre Impulse zu kontrollieren. Er fasste diese Symptome auf humorvolle Weise in seinem noch heute bekannten Buch „Struwwelpeter“ zusammen.

ADHS Definition

Bei ADHS handelt es sich um eine Verhaltens- bzw. emotionale Störung, die zumeist in der Kindheit oder frühen Jugend beginnt. Betroffene Kinder haben wie schon erwähnt Probleme mit der Aufmerksamkeit, der Impulsivität und vor allem der Selbstregulation. Oftmals kommt auch eine starke körperliche Unruhe (Hyperaktivität) hinzu. Da ADHS eine neurobiologische Störung ist, sind die Ursachen weitgehend genetisch bedingt. Insofern stimmt also die Annahme, dass Eltern weitgehend „unschuldig“ sind, wenn ihr Kind an ADHS leidet. Der Verlauf ist jedoch sehr individuell und auch die Folgen können umweltbedingt sehr unterschiedlich sein. Das bedeutet, man kann den Kindern durch ein entsprechendes Umfeld sehr wohl helfen, besser klarzukommen und nicht immer (oder meiner Meinung nach eher selten) sind Medikamente hier nötig.

ADHS ist keine eindeutige Krankheit wie beispielsweise ein Schnupfen und deshalb schwer zu diagnostizieren. Ein Symptom alleine wie z.B. ein auffällig starker Bewegungsdrang ist noch lange kein eindeutiges Kriterium für eine Diagnose. Es gibt daher viele Menschen, die zum Teil unter die Bedingungen einer ADHS fallen, im Alltag jedoch relativ gut klarkommen.

Behandlungsbedürftig ist ADHS erst, wenn die Ausprägung der Symptome eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeuten. Die Betroffenen leiden dann sehr und es können sich weitere psychische Störungen wie Sucht, Depression oder eine gesteigerte Aggressivität herausbilden.

 

Meiner Erfahrung nach trifft das jedoch auf eine recht geringe Zahl an ADHS erkrankten Kindern zu. Die meisten sind nämlich mit entsprechender Anleitung sehr wohl in der Lage sich zu konzentrieren oder in Gruppen einzufügen.

Kinder in unserer heutigen Gesellschaft

Kinder, vor allem aufgeweckte und bewegungsfreudige, haben es heute nicht leicht. Während die meisten Menschen früher den ganzen Tag auf den Beinen waren und oftmals viel körperliche Arbeit verrichten mussten, bewegen wir uns heutzutage viel weniger. Besonders Kinder leiden darunter, denn sie können ihre überschüssige Energie nicht mehr loswerden, was sich oftmals in innerer und äußerer Unruhe zeigt.

Still sitzen können, ruhig, pünktlich und besonnen sein sind wichtige Eigenschaften, um die Schule erfolgreich zu überstehen. Gerade Jungen fällt das jedoch oftmals schwer, da sie von Natur aus einen großen Bewegungsdrang haben, den sie gerade in der Schulzeit jedoch nicht ausleben können. Wenn man bedenkt, wieviel Zeit heute auch schon die Jüngsten in der Schule verbringen müssen, dann wird einem schnell klar, dass das auf Dauer nicht gut gehen kann. Wer Kinder schon mal beobachtet hat, die draußen völlig frei spielen durften, der wird nicht umhin kommen die scheinbar endlose Energie zu bewundern, die die Kleinen an den Tag legen. DAS ist natürlich und normal. Leider wird dieses energiegeladene Spielen Stück für Stück abtrainiert und durch ein passives Verhalten ersetzt, das erwiesenermaßen für uns Menschen nicht gesund ist. Forscher haben mittlerweile herausgefunden, dass zu viel sitzen im Prinzip genauso gefährlich ist wie rauchen. Absurderweise verlangen wir jedoch von unseren Kindern, die der natürlichen Lebensweise mit viel Bewegung noch am nächsten kommen, genau entgegengesetzt zu handeln.

 

Kinder sollen in der Schulzeit ruhig und konzentriert sein, nicht ständig aufstehen, auch wenn sie das Bedürfnis haben, und schon gar nicht auf den Gängen rennen! Viel zu gefährlich… Zum auspowern gibt es dann ja die fünf Minuten und manchmal sogar 20 Minuten Pausen. Das reicht tatsächlich für einige Kinder sogar. Andere aber brauchen eben mehr Zeit und Möglichkeiten ihre überschüssige Energie loszuwerden. Gelingt ihnen das nicht, sind sogar ausgebildete Pädagogen schnell mit der Diagnose „ADHS“ bei Hand, obwohl viele gar nicht so genau wissen, was sich dahinter verbirgt.

Vorteile von ADHS?

Bei ADHS von Vorteilen zu sprechen, fällt schon recht schwer, da die Betroffenen oft sehr leiden. Menschen mit leichteren Form dieser Krankheit können sich aber mit ein wenig Hilfe meistens recht gut in unsere Gesellschaft integrieren. Diese Menschen zeichnen sich oft durch einen großen Ideenreichtum aus, sind künstlerisch begabt und begeisterungsfähig. Es mangelt oft nur an Zielstrebigkeit und dem Durchhaltevermögen eine Aufgabe oder ein Projekt auch mal bis zum Ende durchzuziehen. Viele erfolgreiche Menschen bekennen sich mittlerweile dazu, eine Form von ADHS zu haben, aber gelernt zu haben, damit umzugehen. Oftmals waren diese Menschen gerade in der Schulzeit eher schwächere Schüler, die auch meistens eher negativ aufgefallen sind.

 

Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass ADHS nichts „besonderes“, also eine Art Auszeichnung ist, sondern für viele Betroffene das Leben nicht gerade leichter macht. ADHS zu haben bedeutet, erhebliche Einschränkungen im Schul- oder Berufsalltag und im sozialen Leben in Kauf nehmen zu müssen. Und auch wenn es durchaus erfolgreiche Menschen gibt, die es geschafft haben, OBWOHL sie ADHS haben, sind doch die meisten Menschen ganz normale Arbeitnehmer, die im Alltag funktionieren müssen. Als schwerreicher Unternehmer kann man es sich vielleicht leisten, die „langweiligen“ Aufgaben jemand anderen machen zu lassen. Der Durchschnittsmensch muss jedoch pünktlich und zuverlässig sein, sich um die alltäglichen Dinge wie die Steuererklärung kümmern. 

ADHS als Schicksal

Auch wenn es oft so scheint, ist die Diagnose ADHS nicht immer ein in Stein gemeißeltes Schicksal. Wie oben schon erwähnt, kann man lernen, mit den Einschränkungen umzugehen. Die meisten Kinder mit ADHS haben eine recht milde Form, die mit ein wenig Anleitung und im richtigen Umfeld gar nicht auffällt. In diesen Fällen ist ein gutes Kampfkunsttraining ideal, weil hier genau die Dinge trainiert werden, die den Kindern fehlen oder ihnen schwerfallen. Meiner Erfahrung nach gibt es nur ganz wenige Fälle, in denen Kampfkunst nicht helfen kann, die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Ein Versuch ist es allemal wert, bevor zu drastischen Maßnahmen wie Medikamenten gegriffen wird, die gerade bei Kindern immer das letzte Mittel sein sollten.

Wie genau Kampfkunst in diesem Kontext helfen kann, möchte ich dir gerne im nächsten Teil erklären.

 

 

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

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