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Judo- der sanfte Weg

Judo ist ein in Deutschland sehr bekannter Kampfsport. Im Gegensatz zu exotischeren Kampfkünsten wie Pencak Silat, Ninjutsu oder auch Aikido ist Judo auch weniger an Kampfsport interessierten Menschen ein Begriff. Die wenigsten wissen jedoch, was es wirklich bedeutet, Judo zu erlernen, welche Philosophie dahinter steht und was der Unterschied zu den anderen bekannten fernöstlichen Kampfkünsten wie Taekwondo oder Karate ist.

 

Judo bedeutet übersetzt „der sanfte Weg“ und auch wenn diese Kampfkunst heutzutage in vielen Fällen nur noch als Wettkampfsport betrieben wird, verdient die Idee des „Siegens durch Nachgeben“ für jeden, der sich in Selbstverteidigung üben will, auf jeden Fall weitere Beachtung.  Das Prinzip im Judo ist es nämlich, den Gegner zu besiegen, indem dessen eigene rohe Gewalt genutzt wird, um sie dann gegen ihn zu wenden. Dazu werden vor allem Wurftechniken genutzt, um den Gegner zu Fall zu bringen und kampfunfähig zu machen. Zwar werden auch im Judo Schlag- und Tritttechniken trainiert, jedoch geht es mehr darum, diese dann auch möglichst effizient abwehren zu können.

Geschichte des Judo

Die Geschichte des Judo ist eng mit dem Namen Jigoro Kano (1860–1938) verbunden. Kano, selbst eher von kleiner und schmächtiger Gestalt, war ein Meister des damals üblichen Jiu Jitsu, das er erlernt hatte, um sich auch gegen körperlich stärkere Gegner wehren zu können. Das alte Jiu Jitsu war jedoch ein alte Kriegskunst, die darauf ausgelegt war, dem Gegner größtmöglichen Schaden zuzufügen, was im Japan des 19. Jahrhunderts jedoch nicht mehr oder in dem Maße nötig war. In diesem Sinne wollte Kano ein Selbstverteidigungssystem konzipieren, dass zwar effektiv war und durchaus auch im Ernstfall Anwendung finden konnte, in Gegensatz aber auch im Alltag einsetzbar sein sollte. Er gründete in diesem Sinne den Kodokan („Schule zum Studium des Weges“) und nannte seinen neu gegründeten Stil Judo („Sanfter Weg“).

Im Jahr 1886 besiegten einige Schüler Kanos in einem regulären Kampf Schüler aus der traditionellen Jiu Jitsu-Schule Ryoi-Shinto Ryu und stellten so die Effektivität und den Nutzen der neuen Kampfkunst heraus. Aufgrund dieses Erfolgs verbreitete sich Judo in Japan rasch und wurde bald bei der Polizei und der Armee eingeführt. 1911 wurde Judo an allen Mittelschulen Pflichtfach.

 

 

Der sanfte Weg

Die Bezeichnung „der sanfte Weg“ ist ein wenig irreführend, denn Kano hat das Judo durchaus als ernstzunehmendes Selbstverteidigungssystem konzipiert. Ihm waren jedoch die vielen (potenziell) tödlichen Techniken des Jiu Jitsu ein Dorn im Auge. Judo an sich ist sehr defensiv ausgerichtet, da man die Würfe, Haltetechniken und Feger vor allem dann effektiv einsetzen kann, wenn man angegriffen wird.

 

Neben dem zweifellos vorhandenen Selbstverteidigungsaspekt war Kano aber besonders auch die geistige Entwicklung seiner Schüler wichtig. Wie in vielen ostasiatischen Ländern üblich, wird das Erlernen und Üben einer Kampfkunst als „Weg“ bezeichnet. Man trainiert nicht wie im Westen üblich auf ein Ziel hin und ist dann fertig, sondern man begibt sich auf einen lebenslangen Weg, der im Prinzip nie endet und als Ziel die Vervollkommnung des eigenen Charakters hat. Dazu soll man möglichst an jedem Tag und in jedem Training sein bestes geben und immer ein Stückchen besser zu werden. Dieses stetige Verbessern und an sich arbeiten ist ein zentraler Punkt in der Philosophie der „Wege“, sei es Judo, Karate- Do, Kendo (Schwertkampf) oder auch Shodo („Weg des Schreibens“/ Kalligraphie).

 

 

Judo als Wettkampf

Leider rückt diese Denkweise immer mehr in den Hintergrund je mehr sich eine Kampfkunst auf den Wettkampfsport konzentriert. So auch in vielen Bereichen im Judo. Wer sich schon mal solch einen Wettkampf angeschaut hat, wird schnell bemerken, dass in vielen Fällen die Werte und Prinzipien, die Kano so wichtig waren, nicht mehr die Beachtung finden, die sie eigentlich haben sollten. Sobald es um Pokale, Punkte oder Titel geht, scheint es so zu sein, dass viele Menschen Fairness nur noch an zweiter Stelle stehen. Gewinnen um jeden Preis ist dann die Maxime und jede Regellücke wird ausgenutzt. So wird vor dem Wettkampf teilweise versucht, z.B. durch Entwässern des eigenen Körpers, ein paar Kilogramm zu verlieren, um später dann gegen leichtere Gegner in einer geringeren Gewichtsklasse anzutreten. Dieses Ausnutzen der Regeln hat in meinen Augen nichts mit dem Beschreiten des oben genannten „Weges“ zu tun, sondern dient einzig und allein der Bestätigung des eigenen Egos.

Solches Verhalten gibt es natürlich nicht nur im Kampfsport, sondern auch im Fußball, Handball oder Tischtennis, eigentlich in allen Wettkampfsportarten und ist vielleicht auch einfach nur ein Ausdruck unserer Zeit.

 

Judo ist meiner Meinung nach die Kampfsportart, die meiner Meinung nach noch am besten darauf ausgelegt ist, als Wettkampfsport betrieben zu werden. Während bei anderen Kampfkünsten die Verletzungsgefahr teilweise so hoch ist, dass bestimmte Techniken verboten werden müssen, kann man beim Judo fast sein ganzes Repertoire einsetzen, um den Kampf zu gewinnen. Das macht einen fairen und realistischen Wettbewerb eigentlich möglich. Wenn sich alle an die Regeln halten und nicht zu verbissen versuchen zu gewinnen, ist Judo eine hervorragende Kampfkunst für jung und alt, die ganz erheblich zur Charakterschulung beitragen kann.

Judo und Selbstverteidigung

Heutzutage ist es modern, die alten Kampfkünste als ineffektiv und nutzlos in der Selbstverteidigung darzustellen. Wie jedes System hat natürlich auch Judo seine Schwächen, aber gerade im Alltag (von Kindern) kann Judo sehr nützlich sein. Während andere Systeme oft nur den Notfall trainieren und darauf ausgelegt sind, dem Gegner möglichst schweren Schaden zuzufügen, kann man Judo auch auf andere Weise einsetzen. Ein Judo- Wurf ist oftmals viel leichter und sinnvoller einzusetzen als Schläge und Tritte. Gerade Kinder können sich so behaupten, ohne die Sorge haben zu müssen, hinterher Ärger wegen unangemessener Selbstverteidigung zu bekommen.

Außerdem ist Judo eine sehr gut Körperschulung und kräftigt die Muskulatur in ihrer Ganzheit. Das alles macht Judo zu einer sehr empfehlenswerten Sportart, wenn das Umfeld und vor allem die Persönlichkeit des Trainers stimmt. Davon hängt wie immer (fast) alles ab.

 

 

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

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