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Noch mal fünf Irrtümer über Kampfkunst

In den beiden Artikeln „drei Irrtümer über Selbstverteidigung“ und „Noch einmal zwei Irrtümer über Selbstverteidigung“ habe ich schon einige der großen Missverständnisse über dieses wichtige Thema vorgestellt. Da ja wie man so schön sagt aller guten Dinge drei sind, kommt hier der dritte und vorerst letzte Teil dieser Serie. Es gäbe dazu noch viel mehr zu schreiben und vielleicht mache ich das auch noch mal, aber ich denke das Wichtigste ist damit erstmal gesagt. Aber genug der Vorrede, los geht’s mit:

Irrtum Nummer sechs: Kampfkunst taugt nicht zur Selbstverteidigung

Das wird vor allem von Verfechtern der „neuen“ Selbstverteidigungssysteme immer wieder behauptet. Da in den Kampfkünsten neben der reinen Technik auch andere Elemente, die den Charakter schulen sollen, und die nicht primär dem Selbstschutz dienen, werden diese als ineffizient und nutzlos abgestempelt. Es stimmt, wenn man nur ein paar Techniken lernen will, um sich abends auf der Straße ein wenig sicherer zu fühlen, ist man vielleicht mit Krav Maga oder Systema o.ä. besser bedient. Das Problem an diesen Systemen ist jedoch, dass immer nur im äußeren, also Technik, Körperkraft, Abhärtung ect. Trainiert wird. Wirkliche innere Stärke gewinnt man jedoch nur, indem man sich mit sich selbst und seinen Ängsten beschäftigt. Das geschieht leider oft zu wenig, so dass die Sicherheit, die man durch diese Systeme gewinnt, oft nur vorgetäuscht und somit nicht echt ist.

Durch das Kampfkunsttraining erlangt man über die Jahre ein deutlich besseres Körpergefühl und weiß seine Stärken und Schwächen viel besser einzuschätzen. Das vermittelt Selbstvertrauen und eine innere Stärke, die das Gegenüber bemerkt, so dass es im besten Fall gar nicht zum Kampf kommt.

 

Die Techniken, die zur Selbstverteidigung genutzt werden, sind übrigens in vielen Kampfkünsten und Systemen gleich. Nur der Ansatz ist oft unterschiedlich. Wer also einen ganzheitlichen Weg sucht, der über das Körperliche hinausgeht, ist mit einer Kampfkunst zur Selbstverteidigung genauso gut bedient.

Irrtum Nummer sieben: Alles wird immer schlimmer

Gefühlt wird in den Medien jeden Tag über einen neuen grausigen Mordfall oder eine abscheuliche Vergewaltigung berichtet, so dass der Eindruck entstehen kann, die Welt werde immer schlimmer. Außerdem nimmt natürlich die Gewalt an den Schulen und die Respektlosigkeit der Kinder und Jugendlichen zu. Meint man zumindest, wenn man einigen Menschen so zuhört. Aber stimmt das wirklich? Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik ist die Gewalt unter Jugendlichen auf dem niedrigsten Stand seit 25 Jahren. Auch im Rest der Gesellschaft nimmt das Gewaltpotenzial eher ab als zu. Warum entsteht bei vielen aber der genau gegenteilige Eindruck? Das liegt wohl vor allem daran, dass die meisten Deutschen so gut wie keine eigenen Erfahrungen mit wirklicher Gewalt haben. Die Ängste entstehen oft durch Erzählungen von anderen und durch die Berichterstattung in den Medien, die über beispielsweise Sexualmorde überproportional stark  berichten. So entsteht der Eindruck alles würde schlimmer werden. Natürlich passieren auch hier zu Lande schlimme Dinge, aber die Chancen Opfer einer Straftat zu werden sind relativ gering. Autofahren ist dagegen weitaus gefährlicher…

Irrtum Nummer acht: große Muskeln sind wichtig

Wer sich selbst verteidigen will, muss wahre Muskelberge aufbauen, um dem Gegner an Kraft überlegen zu sein. Dieser Irrtum stammt wahrscheinlich noch aus der Zeit, in der Actionhelden wie Sylvester Stallone, Jean- Claude van Damme oder Arnold Schwarzenegger auf der Kinoleinwand zu sehen waren und den Mythos des kämpfenden Bodybuilders erschufen. Natürlich sind große Muskeln eindrucksvoll und können demnach wahrscheinlich auch zu Abschreckung dienen, sie aber einen großen Nachteil: sie machen langsam und unbeweglich. Ein 120 kg schwerer Bodybuilder kommt beispielsweise nicht ohne zu schnaufen eine Treppe hoch, weil er ja so viel Gewicht mit sich herumschleppen muss. Das wirkt sich auch negativ im Kampf aus. Ein gutes Beispiel sind hier Boxer, die zwar sehr durchtrainiert sind, aber oft nur so viel Muskelmasse wie benötigt und nicht mehr aufbauen. Ab einem gewissen Punkt kippt das Verhältnis, in dem Muskeln noch sinnvoll sind, hin zu überflüssigem Ballast. Körperliche Fitness ist also durchaus sinnvoll für die Selbstverteidigung, aber du musst dafür nicht jeden Tag Eisen stemmen gehen.

Irrtum Nummer neun: der böse Fremde mit dem schwarzen Lieferwagen

Es ist durchaus wichtig, Kindern beizubringen nicht zu vertrauensselig gegenüber Fremden zu sein, denn man weiß ja nie, wer sie da so anspricht. Aber wie berechtigt ist die Angst davor, dass die Kinder beispielsweise Opfer eines sexuellen Übergriffs von Fremden werden? Um ehrlich zu sein extrem gering. Den ominösen bösen Fremden mit dem schwarzen Lieferwagen gibt es oft nur in der Fantasie besorgter Eltern. Bitte nicht falsch verstehen: es ist gut, wenn Mama oder Papa besorgt sind und auf die Kleinen aufpassen. Lieber einmal zu viel hingeschaut als einmal zu wenig.

 

Allerdings kennen sich nur in etwa 6% der Fälle von sexuellem Missbrauch an Kinder Täter und Opfer vorher gar nicht. In ALLEN anderen Fällen plant der Täter seine Tat vorher ausgiebig, d.h. er ist oft im näheren Umfeld der Kinder zu finden. Er versucht sich Schritt für Schritt das Vertrauen seines Opfers zu erschleichen, um es dann bei passender Gelegenheit für seine Zwecke zu nutzen. Also, besser in solchen Situationen aufpassen, wenn sich jemand seltsam verhält!

Irrtum Nummer zehn: Selbstverteidigung macht aggressiv

Diese Feststellung habe ich letztens tatsächlich gehört und konnte es kaum glauben. Die Kinder sollen doch nicht lernen, wie man zuhaut. Wenn man sich aber nur ein bisschen mit der Thematik auseinandersetzt, wir man schnell merken, dass da so gar nichts dran ist. Im Gegenteil: die Kinder lernen sich selber und ihre Kräfte viel besser einzuschätzen und kennen damit auch die Konsequenzen ihres Handelns. Nachweislich sind Kinder, die einen Kampfsport betreiben, deutlich ausgeglichener und WENIGER gewaltbereit als Kinder, die beispielsweise den ganzen Tag vor dem Computer sitzen, da sie viel ausgelasteter und innerlich zufriedener sind.

Es gibt also keinen Grund, warum ein Kind keine Selbstverteidigung lernen sollte, da die positiven Effekte, die so ein Training mit sich bringt, ihm in allen Lebenslagen hilfreich sein werden.

 

 

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

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