Hilfe! Mein Kind ist zu schüchtern, Teil 2!

Warum es einigen Menschen anscheinend besonders leicht fällt, Kontakte zu knüpfen und sie immer der Mittelpunkt jeder Party zu sein scheinen, während andere viel lieber für sich allein sind, liegt vor allem an den beiden Persönlichkeitsmerkmalen Extraversion und Introversion. Jeder von uns hat mehr oder weniger stark ausgeprägte Tendenzen in die eine oder andere Richtung.

 

Auch heute noch gilt in unserer Zivilisation der extravertierte „Macher“ als Ideal des erfolgreichen Karrieremenschen, wobei auch mehr und mehr die positiven Eigenschaften der Introvertierten zur Geltung kommen. Viele Menschen erkennen mittlerweile, dass nur Geld verdienen und Karriere machen eben doch nicht glücklich und zufrieden macht. Auch Ruhe, Zeit für Familie und Hobbys sollten in unserem Leben Zeit und Raum finden.

Vielfach ist es jedoch leider immer noch so, dass vielen Introvertierten gesagt wird, sie sollen doch „mehr aus sich rauskommen“. Introversion wird also als eine Art Makel dargestellt, den man mit viel Übung abstellen kann. Das Ergebnis davon sind introvertierte Menschen, die auf Party gehen, gesellig sein wollen und sich keine Ruhe gönnen, weil sie glauben, dass das, was sie fühlen nicht richtig ist.

 

 

Natürlich ist es nicht gut, sich zurückzuziehen und nur für sich allein zu sein, mit dem Argument: „ich bin ja introvertiert“. Auch Introvertierte können erfolgreich sein und ein großes und starkes soziales Umfeld haben. Es ist nur wichtig zu verstehen, dass man als introvertierte Person zwar lernen kann, sich wie ein Extravertierter zu verhalten, um im Alltag zu funktionieren, sich jedoch immer wieder Pausen nehmen muss.

Introvertierte verarbeiten Informationen anders

Es scheint nämlich so zu sein, dass viele introvertierte Menschen Informationen viel sensibler auf ihre Umwelt reagieren als extravertierte, d.h. die Filter, die bestimmen, welche Informationen unser Bewusstsein wahrnimmt, sind durchlässiger als bei anderen Menschen.

 

 Jede Sekunde schicken unsere Sinne Millionen von Einzeleindrücken an das Gehirn. Müssten wir diese Informationen bewusst auswerten, wären wir schlichtweg überfordert. Nach 40 Sinneseindrücken, die unser Gehirn erreichen, wird der stete Input daher auf einen anderen Speicher umgeleitet: ins Unterbewusstsein. Dieser Filter ist lebenswichtig, damit wir überhaupt funktionieren können. Normalerweise nehmen wir beispielsweise nicht wahr, wie sich unsere Kleidung auf unserer Haut fühlt, weil diese Information einfach nicht wichtig ist. Nur, wenn unsere Haut auf einmal zu jucken anfängt, weil wir eventuell eine Allergie haben, dringt diese Energie in unser Bewusstsein.

 

 

Bewusste Entscheidungen verbrauchen enorm viel Energie und Ressourcen, weshalb unser Gehirn immer bestrebt ist, möglichst viel zu automatisieren. Obwohl es nur etwa zwei Prozent der Körpermasse ausmacht, ist es für fast 20 Prozent des gesamten Energieverbrauchs verantwortlich. So braucht dein Denkapparat rund 50 Prozent mehr Energie, als dein Herz.

Hochsensible Menschen

Wie schon erwähnt, nehmen introvertierte Menschen ihre Umgebung häufig viel intensiver wahr als andere, weshalb sie in lauter und unübersichtlicher Umgebung oft viel schneller ermüden und gestresster sind.

 

Wenn du also beobachten solltest, dass dein Kind sich nach der Schule gerne zurückzieht und ganz alleine spielt, liegt es eventuell daran, dass es die Eindrücke des Tages verarbeiten und einordnen muss. Gerade sensible Kinder brauchen diese Ruhe und Zurückgezogenheit, um zufrieden und glücklich zu sein.

 

Leider wird mittlerweile, wie so oft, auch das Wort „hochsensibel“ von einigen Eltern missbraucht, die ihre Kinder gerne als etwas besonderes sehen möchten. Was früher „hochintelligent“ war, ist heute „hochsensibel“. Wobei diese Eltern natürlich nicht vergessen zu erwähnen, dass sehr viele hochsensible Menschen auch sehr intelligent sind…

 

 

Dabei ist es weder gut noch schlecht introvertiert oder extravertiert zu sein, denn beides hat seine Vor- und Nachteile und beides hat seine Berechtigung.

Introvertierte Kinder

Introvertierte Kinder haben es gerade in der Schulzeit oft nicht leicht. Oft ist es in den (viel zu großen) Klassen sehr laut und undiszipliniert, was es für diese Kinder oft sehr schwierig macht, dem Unterricht zu folgen. Introvertierte Jungen und Mädchen werden sich nicht am allgegenwärtigen Lärm beteiligen, sondern sich eher zurückziehen oder unkonzentriert sein.

 

Der Grund dafür liegt auf der Hand: viele dieser Kinder brauchen unheimlich viel Kraft, um den Geräuschpegel um sich herum auszublenden. Energie, die natürlich irgendwann aufgebraucht ist und die irgendwie auch wieder aufgeladen werden muss. Introvertierte Menschen laden ihre Energiespeicher vor allem dann auf, wenn sie alleine sind oder vielleicht noch in tiefgründigen Gesprächen mit guten Freunden. Extravertierte hingegen fühlen sich vor allem dann wohl, wenn sie möglichst viele Menschen um sich herum haben.

 

Wie gesagt ist beides weder gut noch schlecht und beide Seiten haben ihre Vor- und Nachteile. Es ist nur von großem Nutzen zu wissen, ob man eher zu der einen oder anderen Seite gehört, damit man sich und sein Verhalten in bestimmten Situationen besser verstehen kann.

 

 

Wer beispielsweise nicht gerne auf Partys oder in Diskotheken geht muss beispielsweise kann Langweiler oder Stubenhocker sein. Auch wenn die große Mehrheit der (jungen) Menschen gerne ausgeht, ist es völlig ok auf sich hören und sein Naturell nicht zu verleugnen. Schließlich ist ja auch niemandem geholfen, wenn sich einer Wochenende für Wochenende zum Party machen zwingt.

Introvertierten Kindern helfen in unserer extrovertierten Welt klar zu kommen

Introvertierte oder gar hochsensible Kinder haben es in unserer Welt nicht leicht. Auch das Schulsystem bevorzugt extravertierte Menschen, die durch die „mündliche Mitarbeit“ Defizite viel leichter ausgleichen können als introvertierte. Der typische Extravertierte redet nämlich gern und viel und bekommt schon dadurch viel mehr Aufmerksamkeit als eher ruhige Kinder. Natürlich ist es oft so, dass bei dem ganzen Gerede auch viel „heiße Luft“ dabei ist, aber dennoch fallen diese Kinder auf und bleiben so als im Unterricht aktiv in Erinnerung. Viele würden jetzt natürlich einwenden: „Aber dafür sagen ruhige Kinder oft etwas sinnvolleres!“ Das ist in einigen Fällen auch so, aber leider nicht immer, denn erstens trauen sich diese Kinder selten von sich aus etwas zu sagen (oft ist die Gelegenheit dann schon vorbei, wenn sie sich durchgerungen haben) und zweitens sind introvertierte Menschen auch nicht intelligenter als extravertierte. Sie sind eben einfach nur anders in ihrer Art. Man würde demnach nur ein Klischee bedienen, wenn man alle schüchternen Kinder als hochsensibel und hochintelligent bezeichnen würde.

 

Was in vielen Fällen jedoch zutrifft ist, dass sie viel bessere Beobachter und Zuhörer sind als andere. Während andere reden, haben sie natürlich Zeit, sich auf das Gesagte zu konzentrieren und den Gesprächspartner dabei genau zu studieren. Deshalb fallen introvertierten Menschen Feinheiten viel öfter und eher auf als extravertierten.

 

 

Introvertierten Kinder sollte man mit Verständnis begegnen und ihnen klarmachen, dass dieser Charakterzug kein Makel ist, sondern auch Vorteile bietet, die man vielleicht nicht auf dem ersten Blick erkennt. Es ist jedoch nicht richtig, sie deshalb in Watte zu packen und ihnen alles abzunehmen. Auch introvertierte Menschen können in unserer Welt erfolgreich sein und einen großen Freundeskreis besitzen. Man muss nur lernen, sich auch Auszeiten zu gönnen, um den Akku wieder aufzuladen. Schüchternheit und Introversion sind keine Synonyme, denn man kann lernen die eigene Schüchternheit zu überwinden und selbstsicherer zu werden. Wer jedoch introvertiert geboren wurde, wird das auch bis an sein Lebensende bleiben.

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

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