Warum Kinder kämpfen lernen sollten

 

Kinder sollen selbstbewusster werden, sich in allen Lebenslagen behaupten und natürlich im Notfall verteidigen können. Das sind sie die Grundanforderungen, die oft an meine Kurse gestellt werden. Natürlich bediene ich sie auch alle in irgendeiner Art und Weise. Was viele jedoch nicht möchten ist, dass die Kinder lernen zu kämpfen. Also so richtig gegeneinander.

 

Auch ich bin grundsätzlich dafür, dass Konflikte untereinander möglichst ohne Gewalt gelöst werden, denn das sollte immer das letzte Mittel sein. Warum es dennoch sinnvoll sein kann, den Kindern beizubringen in einem fairen Kampf die eigenen Grenzen auszutesten, möchte ich dir in diesem Artikel zeigen.

Warum viele gegen den Kampf sind

Wenn Kinder miteinander kämpfen, wirkt das auf Außenstehende aggressiv und wild. Selbstverständlich bleiben solche mehr oder weniger heftigen Rangeleien nicht ohne Folgen in Form eines blauen Fleckes oder anderer kleinerer Blessuren. Davor möchten viele Eltern ihre Kinder bewahren und verbieten das Kämpfen lieber ganz.

 

Dazu kommt natürlich, dass der Kampf etwas sehr archaisches ist, bei dem am Ende, wie soll es anders sein, immer der Stärkere gewinnt. Das passt als Konzept nicht mehr so richtig in unsere Gesellschaft. Heutzutage sind körperliche Auseinandersetzungen eher verpönt und werden tendenziell der bildungsfernen Unterschicht zugeordnet. 

Jungen und kämpfen

Dabei wird allerdings vergessen, dass das körperliche Kräftemessen vor allem den Jungen genetisch in die Wiege gelegt wurde. Natürlich gibt es hier immer Ausnahmen und man kann wie immer nicht alle über einen Kamm scheren, aber der Großteil der Jungen, die ich bisher trainieren durfte, kämpft in irgendeiner Art und Weise gerne.

Wenn man eine Gruppe Jungen, beispielsweise in der Schule, fragt, wer der Stärkste ist, wissen das zu 99% ALLE Kinder, weil sie im Lauf der Zeit durch verschiedenste Kampfübungen eine Rangfolge festgelegt haben, in der jeder seinen Platz gefunden hat. Das ist auch in den seltensten Fällen problematisch, weil die Kinder meistens ganz gut damit umgehen können, wenn sie nur fair behandelt werden.

Gerade Jungen müssen also, um ihre Identität zu entdecken und Selbstbewusstsein zu entwickeln, auch und vielleicht sogar vor allem über die körperliche Ebene gefördert werden.

Ganz wichtig ist dabei nur, dass der Respekt und die Grenzen untereinander eingehalten werden. Meistens ist das jedoch der Fall, denn die meisten Kinder wissen instinktiv, was man darf und was nicht. Oft wird ein Fehlverhalten dann auch innerhalb der Gruppe bestraft, so dass selbst die „wildesten“ Jungs sich an die Regeln halten. Interessanterweise werden solche Regeln nur ganz selten vorher festgelegt, sondern sie entwickeln sich im Laufes des Spiels bzw. Kampfes. Ohne zu murren werden diese dann akzeptiert und eingehalten.

Selbstverständlich gibt es auch immer Ausnahmen von Kindern, die sich nicht an diese Regeln halten und andere drangsalieren und niedermachen wollen. Diese Kinder sind damit natürlich nicht gemeint und im Prinzip ein ganz anderer Fall, der aber eher die Ausnahme als die Regel ist. Natürlich fallen diese Ausnahmen aber wie immer viel mehr auf, als der natürliche Umgang der Kinder mit dem Thema „Kampf“.

 

Im Prinzip kann man aber festhalten, dass Kämpfen unter kontrollierten Bedingungen eher ungefährlich ist. Nur ganz selten verletzt sich dabei ein Kind schwerer. Blaue Flecken und Tränen kommen natürlich schon mal vor, sind aber eher selten.

 

Auch wenn es vielen vielleicht nicht wirklich recht ist, haben Jungen, die sich körperlich durchsetzen können, eine ganz andere Stellung in der Gruppe als andere. Nur kräftemäßig stark zu sein reicht selbstverständlich nicht aus, um als „Anführer“ anerkannt zu werden. Mentale Stärke und Mut seine Meinung zu sagen sind mindestens genauso wichtig.

Mädchen und kämpfen

Auch für Mädchen ist es wichtig, kämpfen zu lernen, wenn auch aus anderen Gründen. Es gibt natürlich wie bei den Jungen Ausnahmen von Mädchen, die den körperlichen Vergleich mit anderen suchen, aber diese sind in der Minderzahl. Es handelt sich nicht um ein Mädchen/ Jungen- Klischee, wenn man behauptet, dass viele Mädchen sehr selten Erfahrungen im Kräftemessen haben. Dadurch haben sie natürlich einen enormen Nachteil, wenn es dann doch einmal zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommt, weil die Jungen sehr genau wissen, wie sie damit umgehen müssen. Mädchen ziehen sich dann oft zurück und wehren sich nicht. Nicht weil sie schwächer sind oder unsportlicher, sondern aus purem Unwissen, wie sie sich wehren können.

Gerade in jungen Jahren sind die Kräfteverhältnisse zwischen Mädchen und Jungen noch sehr ausgeglichen. Erst mit Beginn der Pubertät und dem gleichzeitig stärkeren Muskelwachstum bei den Jungen, verändert sich dieses Verhältnis stark zugunsten der angehenden Männer.

Es hilft auch nicht, wie es leider viel zu oft in Mädchen- Selbstverteidigungskursen gemacht wird, einfach nur darüber zu reden. Das können Mädchen sowieso oft schon besser als Jungen, weshalb sich diese dann eher körperlich ausdrücken, also mit Taten statt Worten argumentieren. Das Wissen alleine reicht also nicht, die Erfahrung dazu ist genauso relevant.

 

Sobald Mädchen aber merken, dass sie keinesfalls chancenlos sind in körperlichen Duellen, beginnen sie Spaß daran zu finden und suchen oft von alleine die Herausforderung. Nicht selten kommt es in meinen Kursen vor, dass bestimmte Übungen, in denen es ums Kämpfen geht, von Mädchen gewonnen werden. 

Kämpfen im Erwachsenenalter

Den meisten von uns leuchtet ja noch ein, warum Kinder lernen müssen zu kämpfen. Aber wir Erwachsene? Im Normalfall haben wir ja keine körperlichen Auseinandersetzungen mehr zu befürchten. Aber was, wenn doch? Wenn wir doch mal genötigt werden, uns oder unsere Lieben zu verteidigen? Wer dann keinerlei Erfahrungen mit Gewalt hat, wird dann erstmal geschockt und überfordert sein. Genau deshalb ist es auch für uns wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Allerdings muss man hier die Kirche im Dorf lassen, denn wir „normalen“ Menschen werden niemals genug Gewalterfahrung sammeln können, um uns in diesem Punkt mit Schlägern, Hooligans etc. zu messen. Das ist ein gefährlicher Trugschluss, dem viele Selbstverteidigungssysteme unterliegen, die versuchen, ihre Schüler „abzuhärten“. Wie soll man eine durchschnittliche Hausfrau so abhärten, dass sie es mit einem gewalterfahrenen Mann aufnehmen kann? Das kann und wird nicht funktionieren, weshalb viele dann einfach behaupten, Frauen hätten im Ernstfall keine Chance. Ist ja auch einfacher, als sich wirklich Gedanken zu machen, WIE es gehen kann. Natürlich können sich auch Frauen wehren, wenn sie trainiert sind. Nur eben nicht mit roher Gewalt und Körperkraft.

 

 

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

 Falls dir der Artikel gefallen hat, kannst du gerne meinen Newsletter abonnieren, um regelmäßig über Neuigkeiten und Sonderaktionen informiert zu werden. Newsletter- Abonnenten erhalten beispielsweise einen Rabatt auf alle Veranstaltungen und einen vergünstigten Monatsbeitrag!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0