Die wilden Kerle

Sie sind wild, laut und manchmal auch etwas nervig. Keine Frage, der Umgang mit wilden Kindern ist oft nicht einfach und viele fühlen sich dadurch oft überfordert. Schnell ist man hier der Diagnose ADHS bei der Hand, weil es natürlich viel einfacher ist, wenn die Kinder ruhig und konzentriert sind und entspannt auf ihren Plätzen sitzen. Meiner Meinung nach sind Medikamente, die diese Kinder ruhigstellen und ihnen helfen sollen, besser aufzupassen in dem Großteil der Fälle nicht einfach nur überflüssig, sondern teilweise sogar kontraproduktiv. 

Ein anstrengender Junge namens Tom

 Tom (der Name ist frei gewählt und soll natürlich keinerlei Ähnlichkeit mit echten Personen haben) ist 8 Jahre alt, spielt gerne Fußball und ist im Großen und Ganzen die meiste Zeit des Tages aktiv, wenn er denn darf. Still sitzen ist so gar nicht sein Ding, was natürlich auch schon seine Lehrerin Frau Brock (frei erfunden…) bemerkt hat, die ihn beinahe täglich ermahnen muss, sich ruhig auf seinen Platz zu setzen. „Tom stört massiv den Unterricht. Vielleicht sollten Sie ihn mal auf ADHS untersuchen lassen“ hat seine Frau Brock zu seiner Mutter gesagt. Er weiß zwar nicht so genau, was ADHS bedeutet, ist sich aber sicher, dass das nichts Gutes sein kann. Irgendwas stimmt mit ihm anscheinend nicht.

 

Dabei geht er eigentlich gerne zur Schule und lernt auch gerne neue Dinge, aber irgendwie scheint sein Körper manchmal etwas anderes machen zu wollen, als sein Kopf es sagt. Traurig schaut er hinüber zu den Mädchen, denen es anscheinend überhaupt nicht schwer fällt, sich den ganzen Tag zu konzentrieren. Daran soll er sich ein Beispiel nehmen, hat Frau Brock gesagt. Das macht er auch, aber manchmal wird der Drang sich zu bewegen einfach übermächtig. Auch wenn er weiß, dass es Ärger gibt, kann er sich dann nicht mehr zurückhalten und macht unangemessene Dinge wie aufstehen, einfach loszureden oder anderen Unsinn.

Ursachenforschung

So wie Tom ergeht es sehr vielen Kindern, vor allem Jungen, heutzutage. Beinahe wöchentlich höre ich ähnliche Geschichten von verzweifelten Eltern, die Angst haben, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt. Aber ist das wirklich so? Liegt es an den Kindern, wenn sie nicht ins System passen oder ist am System etwas falsch?

 

Entwicklungsgeschichtlich gesehen ist unsere heutige Lebensweise nur ein ganz kleiner Auszug der menschlichen Evolution. Genetisch gesehen unterscheiden wir uns kaum von den Jägern und Sammlern der Steinzeit, leben aber komplett anders als diese. Damals waren die Rollen klar verteilt: die Männer waren jagen und die Frauen bewachten die Kinder oder sammelten Nüsse, Obst oder Wurzeln. Je nachdem, was gerade so verfügbar war.

Die Jungen wurden schon in frühester Kindheit dazu erzogen, einmal dem Stamm oder der Sippe als Jäger zu dienen. Dazu gehörte natürlich sehr viel Bewegung, z.B. wenn man die erwachsenen Männer begleiten durfte. Was musste ein Junge damals können: er musste fit und stark sein, sich auf ein Ziel konzentrieren und in den Dienst der Gruppe stellen können. Die Mädchen hingegen lernten beispielsweise, wie man Nahrung zubereitet und Kleidung herstellte.

 

Selbstverständlich ist es eine tolle Errungenschaft unserer Zivilisation, dass die Geschlechterrollen nicht mehr so eindeutig festgelegt sind und jeder sich im Prinzip selbst verwirklichen kann. Wir dürfen dabei nur nicht unser genetisches Erbe vergessen.

Der Fehler im Schulsystem

Kinder bewegen sich heutzutage viel zu wenig. Laut der Langzeitstudie MOMO, die noch bis 2020 als Teil der repräsentativen Kiggs-Studie des Karlsruher Instituts fürs Technologie (KIT) annähernd 18.000 Kinder untersucht, bewegen sich nicht einmal ein Drittel der Kinder und Jugendlichen die empfohlenen 60 Minuten pro Tag oder mehr. Die Gründe dafür sind vielfältig, u.a. wird hier der hohe Medienkonsum genannt.

 

Aber auch die immer länger werdenden Schulzeiten werden da zum Problem. Wir kennen das ja alle: welche Stunden fallen am ehesten aus bei Lehrermangel oder wegen irgendwelcher Veranstaltungen: Sport oder Musik. Dazu kommt noch, dass die Schule in ihrer heutigen Form in meinen Augen gerade vielen Jungen nicht entgegenkommt. Im Gegenteil: sie werden hier in ein System gezwängt, dass ihrer Natur komplett widerspricht. Wie oben schon erwähnt, MÜSSEN sich Jungen regelmäßig bewegen, um geistig fit und aufnahmebereit zu sein. Geschieht das nicht, brauchen sie den Großteil ihrer geistigen Kapazitäten, um sich zu zwingen ruhig auf ihren Plätzen zu sitzen.

 

 

Der Großteil der Lehrkräfte in Grundschulen sind Frauen, die sich teilweise schwer damit tun, sich in die Rolle solch eines „wilden Kerls“ hineinzuversetzen und lieber den tendenziell (auch da hat sich in den letzten Jahren einiges geändert!) ruhigeren Mädchen arbeiten. Zum Glück gibt es jedoch auch einige Lehrerinnen, die das Problem erkannt haben und regelmäßig kleine Bewegungspausen einlegen, in der die Kinder sich frei nach Laune austoben können und so überschüssige Energie loswerden.

Der Schlüssel zur Konzentration

So einfach kann es nämlich manchmal sein, wilde und unkonzentrierte Kinder ruhig zu bekommen. Klar gibt es auch Mädchen und Jungen, die sich kaum in den Schulalltag integrieren lassen und bei denen solche Maßnahmen nicht fruchten. Die Meisten jedoch wollen gerne lernen und positive Erfahrungen in der Schule machen. Mal ehrlich: kaum jemand möchte doch immer nur negativ auffallen und als schlechtes Beispiel dienen. Wir müssen den Kindern nur den Weg zeigen, wie es auch anders gehen kann.

Vorteile von wilden Kindern

Leider wird viel zu oft nur von den Nachteilen dieser Kinder gesprochen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass alles auch seine Kehrseite hat. Wilde Jungen sind nämlich oft sehr begeisterungsfähig und in sportlichen Belangen äußerst probierfreudig. Darum macht es oft sehr viel Spaß mit ihnen zu arbeiten, wenn man sie nicht in ein zu enges Korsett zwängen will. Natürlich ist damit nicht gemeint, sie machen zu lassen, was sie wollen, denn was diese Kinder ganz besonders brauchen sind eine Respektsperson, der sie vertrauen, und klare Regeln, die eingehalten werden müssen. Dann kann ein sportlicher Umgang mit ihnen sogar recht unkompliziert sein, weil man sie nicht immer zur nächsten Aufgabe antreiben muss. Im Gegenteil, sie freuen sich sogar oft auf die nächste Herausforderung. Und mal ehrlich: heutzutage gibt es so viele Kinder, die vor lauter Computerspielen, Fernsehen und Smartphone Konsum sehr phlegmatisch sind und kaum zu etwas zu motivieren sind. Jeder, der schon einmal mit solchen Kindern gearbeitet hat, weiß wie schwer das ist und wie lange so eine Stunde bzw. Trainingseinheit werden kann.

 

Dann doch lieber wilde, aber motivierte, Kinder, die zwar ab und zu übers Ziel hinausschießen, trotzdem jedoch dankbar für jede Art von Aufmerksamkeit und Förderung sind.

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

 

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