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Das Shindo- System, Teil 2

In der letzten Woche habe ich damit begonnen, die drei Säulen des Shindo. Systems vorzustellen und die Gründe dafür zu erklären, warum wir überhaupt von den etablierten Systemen abweichen. Vieles was in den traditionellen Wegen gelehrt wird, ist durchaus erstrebenswert und wir orientieren uns auch heute noch sehr stark daran, denn das Meiste davon ist auch heute noch topaktuell. Ein gutes Beispiel dafür ist die Arbeit am eigenen Charakter, die in der klassischen Kampfkunst einen enorm hohen Stellenwert hat. 

Dennoch darf man natürlich nie stehen bleiben und auf alten Traditionen beharren, nur weil irgendwer das mal vor hundert oder mehr Jahren so für richtig befunden hat. Die kritische Auseinandersetzung mit der Lehre ist durchaus wichtig, denn sonst läuft man Gefahr, einfach blind alles zu glauben, was einem vorgesetzt wird, ob richtig oder falsch. Falsch könnte in der Selbstverteidigung jedoch im schlimmsten Fall schwerwiegende Folgen für Leib und Leben haben, weshalb gerade hier ein Hinterfragen sehr wichtig ist.

Natürlich sollte dieses Überdenken nicht zu früh geschehen, da man sonst Gefahr läuft, vor lauter Nachdenken das Wichtigste, also das Training, zu vernachlässigen. Ein mittelmäßig gutes Training zur Selbstverteidigung ist immer noch besser als überhaupt nichts zu tun.

 

Das Shindo- System ist so aufgebaut, dass es den Schülern zu Beginn eine ganz klare Struktur vorgibt, was es für die jeweilige Stufe zu erlernen und beherrschen gilt. Je weiter man jedoch in seiner Entwicklung fortschreitet, desto mehr Freiheiten bekommt man sich selber auszuprobieren. 

Die Idealvorstellung ist dann schließlich ein Dan (Schwarzgurt)- Träger, der sicher in seinen Techniken und auch seiner selbst ist, so dass er mit der Sicherheit durchs Leben kann, sich, egal was da kommt, zumindest wehren zu können.

Auch das ist ein wichtiger Punkt: ein Dan- Träger im Shindo weiß, dass er nicht unverletzlich ist, denn keiner von uns ist Superman. Auch mit der besten Ausbildung kann es passieren, dass man überrascht wird und einen Kampf verliert. Diese Demut hilft jedoch, in gefährlichen Situationen wachsam und nicht überheblich zu sein.

Die zweite Säule des Shindo- Systems: Selbstverteidigung 

Es gibt heutzutage unzählige Systeme zu Selbstverteidigung, die alle von sich behaupten, das aktuell beste zu sein. Selbstverständlich gibt es qualitativ große Unterschiede zwischen einem VHS- Kurs, wo der Instructor einen Wochenendkurs belegt hat (ja, sowas gibt es wirklich!) und jemandem, der schon jahrelange oder sogar jahrzehntelange Erfahrung hat. Ich behaupte aber, dass das System an für sich dabei nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wie in der freien Wirtschaft üblich, setzt sich am Ende doch nur derjenige durch, der wirklich gut ist. Gerade in der Selbstverteidigung sind die Ergebnisse auf Dauer ja nachprüfbar. Um es mal salopp zu formulieren: wenn du deinen Schülern Mist erzählst, wird dieser irgendwann auf dich zurückfallen.

Wir im Shindo versuchen, unseren Schülern die Selbstverteidigung möglichst realistisch näherzubringen, ohne jedoch auf den aktuellen Zug „möglichst hart zuschlagen, weil alle Gegner brutale Schläger sind“ aufzuspringen. Auch wenn wir aktuell in etwas unruhigen Zeiten leben, ist die Zahl der Gewalttaten sogar zurückgegangen. Es ist also keineswegs so, dass man in Deutschland nicht mehr sicher ist. Was jedoch gestiegen ist, ist die Qualität der Gewalt. Während man früher aufgehört hat, wenn der Gegner auf dem Boden liegt, wird heute noch mal nachgetreten. Dagegen müssen wir uns wappnen und solchen Konflikten aus dem Weg gehen.

Viele Systeme setzen aus diesem Grund auf „hartes“ und „kompromissloses“ Training, was in meinen Augen jedoch nur bedingt richtig ist. Natürlich ist es wichtig, auch mal zu spüren, wie es ist richtig angegriffen zu werden, aber wer nur über Härte und Stärke gewinnen will, hat einen großen Nachteil: Gewalterfahrung. Wenn du auf der Straße einem Schläger, sagen wir mal einem Hooligan, gegenüberstehst, hast du im Normalfall Angst dich zu verletzen. Keiner von uns „Normalen“ prügelt sich gerne, die meisten haben noch nicht mal ansatzweise Erfahrungen mit wirklicher Gewalt gemacht. Der Hooligan prügelt sich aber JEDES Wochenende. Der hat keine Angst und das ist sein großer Vorteil. Wer wird also gewinnen, wenn es nur darum geht, wer härter und besser zuschlagen kann…?

 

Solche Kämpfe werden im Kopf gewonnen und genau deshalb versuchen wir im Shindo- System daran zu arbeiten. Techniktraining, mentales Training und körperliche Fitness sind die drei zentralen Dinge dieser Ausbildung. Denn nur wer sich auf sich selber verlassen kann, der wird in einer Stresssituation auch bestehen können.

Die dritte Säule: Kobudo

Kobudo heißt übersetzt so viel wie „alte Kriegskunst“. Kobudo ist, wie Karate, auf Okinawa entstanden und bezeichnet eine Kampfkunst mit sogenannten „Bauernwaffen“. Um Kobudo zu verstehen, muss man ein wenig über die Hintergründe dieser Zeit Bescheid wissen. Im 16. Jahrhundert war Okinawa von Japan besetzt und die Bewohner mussten den Besatzern hohe Steuern entrichten. Wenn man diese nicht bezahlen konnte/ wollte oder sich in den Augen der Samurai (jap. Kriegerkaste) gegenüber ungebührlich benahm, konnte man sehr schnell sein Leben verlieren. Da das Tragen von Waffen wie Schwertern o.ä. den Einheimischen verboten war, mussten diese sich andere Mittel zur Selbstverteidigung ausdenken. So wurden dann Alltagsgegenstände zu Waffen umfunktioniert, da diese nicht als solche sofort zu erkennen waren und auch nicht so einfach verboten werden konnten.

 

 

Folgende Waffen sind (hauptsächlich) bekannt:

Sai (eine Art Dreizack): Zu welchem Zweck sie auf Okinawa wirklich verwendet wurden, ist heute unklar. Man vermutete den Ursprung im Fischergerät manji sai (Gabel mit einem umgekehrten Zacken).

Nunchaku (Dreschflegel mit einer Kette in        der Mitte und zwei oder mehr Holzgriffen).      Besonders bekannt ist das Nunchaku                  durch Bruce Lee geworden. In Deutschland als „Würgewaffe“ verboten und wird deshalb nicht gelehrt.

Bo (ein ca. 180cm langer Holzstab).

Hanbo (90-100cm langer Holzstab).

 Kama (kurze Sichel). Bauerngerät, das zum             Schneiden von Korn, Reis oder Zuckerrohr               verwendet wurde.

Tonfa (Schlagstock). Die tonfa war ursprünglich ein hölzerner Griff, der in das Loch eines Mühlsteines passte, den die Okinawaner dazu benutzten, ihr Korn zu mahlen. Heute wird die Tonfa noch in vielen Ländern (auch in Deutschland) von Polizisten verwendet.

Tekko (Schlagring). Auch heute noch bekannt, aber in Deutschland auch verboten und wird deshalb ebenfalls nicht gelehrt.

Da sich Karate und Kobudo teilweise gleichzeitig auf Okinawa entwickelten sind hier viele Prinzipien sehr ähnlich. Früher wurde auch beides gleichzeitig gelehrt. Erst im Laufe der Jahre entwickelten sich beide Systeme in unterschiedliche Richtungen.

Das Shindo- System

So viel zu den Hintergründen und der Philosophie des Shindo- Systems. Auch wenn die drei Säulen auf den ersten Blick recht unterschiedlich erscheinen mögen, sind sie sich doch im Ergebnis sehr ähnlich. Jemand, der beispielweise mit Karate beginnt, wird zwangsläufig irgendwann auch mit Selbstverteidigung und Kobudo in Kontakt kommen. Genauso soll es auch sein, denn im Endeffekt muss man die drei Säulen als Ganzes betrachten, die sich gegenseitig ergänzen. Das Ziel ist für alle gleich, nur der Startpunkt dahin ist jeweils ein anderer.

 

 

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

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