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Das Shindo- System

Viele von euch fragen sich (und mich) oft, wie der das System heißt, was wir hier trainieren. Die richtige Antwort würde hier „Shindo“ lauten, womit aber wohl nur die wenigsten etwas anfangen können. In Ermangelung bessere Alternativen wird hier dann oft von „Judo“, „Taekwondo“ oder schlicht „Kampfsport“ gesprochen. Hier und heute möchte ich ein für alle Mal mit diesen Missverständnissen aufräumen und Klarheit über den Begriff „Shindo“ schaffen.

Das Wort „Shindo“ kommt aus dem Japanischen und bedeutet frei übersetzt so viel wie „Weg des Herzens“. Shindo ist demnach nicht einfach nur ein Kampfsport, sondern viel mehr. Natürlich trainieren wir auch hier Aspekte wie Selbstverteidigung, Selbstbehauptung, Kondition und Koordination usw. Der Unterschied zum einfachen Kampfsport ist jedoch, dass es nicht primär um Sieg oder Niederlage geht, sondern um die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.

Persönlichkeitsentwicklung als Schlüssel zum Selbstschutz

Selbstverständlich ist es wichtig, Techniken zu trainieren, die uns im Ernstfall das Leben oder zumindest die Gesundheit bzw. Selbstachtung retten können. Das ist ganz klar, keine Frage. Doch wahre Sicherheit kommt von innen und kann nicht dadurch gewonnen werden, indem man andere besiegt.

Schon Laotse hat im 6. Jahrhundert v. Chr. gesagt:

 

 

"Es gibt nichts Besseres als Selbstbeherrschung. Wer andere besiegt, ist stark. Wer sich selbst besiegt, ist mächtig."

Was damals schon wichtig war, ist heute aktueller denn je. Natürlich kann es jedem von uns passieren, dass er oder sie Opfer einer Gewalttat oder von Mobbing wird. 100%ige Sicherheit kann es hier nicht geben. Was wir jedoch beeinflussen können, ist die Wahrscheinlichkeit als Opfer angesehen zu werden, zu beeinflussen.

Ich mache mit den Kindern in meinen Kursen immer folgende kleine Übung:

Zuerst suche ich mir zwei Freiwillige. Wichtig hierbei ist, dass die beiden vom Körperbau her recht gleich sind. Am besten zwei ziemlich gleiche große Mädchen bzw. Jungen.

Der/ die eine soll dann eine mutige Körpersprache einnehmen, der andere möglichst schüchtern wirken.

Dann frage ich die restlichen Kinder, wen von beiden sie überfallen würden, wenn sie ein „böser Mensch“ wären.

Die Antwort ist so gut wie immer eindeutig: den Schüchternen, die Schüchterne. Wie gesagt, es handelt sich hier um Kindergartenkinder, die ganz intuitiv wissen, dass man mit einer ängstlichen Körpersprache eher als Opfer angesehen wird. Wie genau können uns dann gewalterfahrene Erwachsene einschätzen?

 

Genau aus diesem Grund ist es so unglaublich wichtig, an der inneren Stärke zu arbeiten anstatt immer nur den Fokus auf den Gegner zu lenken.

Die drei Säulen des Shindo- Systems

Das Shindo- System besteht aus drei Wegen, die man je nach Interesse und Neigung beschreiten kann: Karate- Do, Selbstverteidigung und Kobudo. Im Nachfolgenden möchte ich gerne alle drei Säulen vorstellen, damit du dir ein Bild davon machen kannst, welcher Weg für dich oder dein Kind der Richtige sein könnte. Ich bin mir sicher, dass für jeden Kampfkunstinteressierten etwas dabei sein wird.

Shindo- Karate

Die Ursprünge des heutigen modernen Karate lassen sich bis ins 19. Jhdt. Zurückverfolgen. Selbstverständlich sind die Wurzeln der Kampfkunst in den fernöstlichen Ländern sehr viel älter, aber das ist wahrscheinlich eher ein Thema für einen anderen Beitrag.

 

Ein Karate- Training besteht vor allem aus Schlag-, Stoß-, Tritt- und Blocktechniken sowie Fußfegetechniken. Würfe, Hebel und Bodentechniken werden eher seltener trainiert.

Interessanterweise gibt es zahlreiche verschiedene Stile, die sich teilweise recht stark voneinander unterscheiden. Es gibt also nicht DAS klassische Karate, sondern viele verschiedene Formen, die alle unter dem Dach Karate- Do vereint sind. Das liegt vor allem daran, dass es in den Frühzeiten (und teilweise heute noch) üblich war, dass die einzelnen Stile vom Meister zum Schüler weitergegeben wurden, die diese dann wiederum verfeinerten und ihre eigenen Ideen und Vorstellungen an ihre Schüler weitergaben. Dennoch wird ein Karate- Kundiger meistens erkennen, wenn es sich um diese Kampfkunst handelt, egal welchen Stil er sieht.

Trotz der großen Zahl an verschiedenen Stilrichtungen, haben sich vier große Richtungen heutzutage durchgesetzt:

 

-        Goju Ryu: diese Stilrichtung geht auf Kanryo Higaonna (1853-1915) zurück. Im Goju-ryu wird Wert auf die Kombination weicher, kreisförmiger Blocks mit schnellen starken Gegenangriffen gelegt.

 

 

-        Shito Ryu: Dieser Karate-Stil wurde in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Kenwa Mabuni (1889-1952) gegründet. Im Shito-ryu wird eine große Anzahl von Kata gelehrt. Kraftvolle Techniken auszuführen ist ein besonderer Schwerpunkt des Trainings.

Gichin Funakoshi
Gichin Funakoshi

-        Shotokan: Das Shotokan-Karate geht auf den bekannten Karate-Meister Gichin Funakoshi (1868-1957) zurück. Shotokan Karate und sein Begründer Funakoshi ist sicherlich die bekannteste Stilrichtung des Karate- Do. Solltest du schon mal irgendwo Karate gesehen haben, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass es sich dabei um Shotokan gehandelt hat. 

WWado Ryu: Der Weg des Friedens wurde ca. 1939 von Hironori Otsuka aus verschiedenen Jujutsu-Stilen (hauptsächlich Shinto-Yoshin-Ryu) und dem Karate, welches er von Gichin Funakoshi erlernte, komponiert. Aus dem Jujutsu entstammt ein großer Teil der Bewegungslehre, die Beweglichkeit und Ausweichen in den Vordergrund stellt. Entspannung und Karate als spirituelle Disziplin zu begreifen sind wichtige Punkte des Wado-ryu.

Unser Shindo Karate ist im Prinzip eine etwas weichere und elegantere Form des, du errätst es sicher schon, Shotokan Karate. Die Hand- und Fußtechniken sowie die Kata sind zum großen Teil identisch, jedoch werden im Shindo auch Elemente aus anderen Kampfkünsten wie die Würfe des Judo oder Haltetechniken aus dem Jiu Jitsu trainiert. Im Prinzip kann man sagen, dass alles, was sinnvoll ist, Platz im Curriculum finden soll.

Warum überhaupt eine neue Stilrichtung, wenn es doch schon die vier Großen gibt? Gichin Funakoshi hat Karate- Do als Lebensweg angesehen. Als etwas, dass weit über die Technik und den Sieg über einen Gegner hinausgeht. Genau aus diesem Grund hat er Zeit seines Lebens Turniere im Karate abgelehnt. Nach seinem Tod wurden diese sportlichen Wettkämpfe jedoch immer beliebter, da die Menschen das Gefühl hatten, sich „messen“ zu müssen. Wie schon erwähnt, ist das aber in unseren Augen nicht der wahre Zweck des Karate- Do, weshalb wir uns entschieden haben, einen anderen, eigenen Weg zu gehen.

 

Soviel erstmal zur ersten Säule des Shindo- Systems. Die zwei anderen möchte ich dir im nächsten Artikel vorstellen.

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

 

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