Die drei Gegnertypen und Notwehr

Wir alle sind schon einmal in der Situation gewesen, uns verteidigen zu müssen. Sei es gegen verbale Angriffe oder auch körperlich. Die wenigsten aber mussten dabei – zum Glück! – um ihr Leben fürchten, denn auch wenn die Medien uns gerne ein anderes Bild verkaufen möchten, leben wir hier in Deutschland in einem überwiegend sicheren Land. Natürlich kann es auch hier passieren, dass wir überfallen, sexuell belästigt oder gar lebensgefährlich verletzt werden. Für diese Situationen trainieren wir wöchentlich, teilweise täglich.

Doch was ist, wenn die Angelegenheit nicht so eindeutig ist? Wie soll ich dann reagieren? Wir stellen uns beispielsweise die typische Rangelei unter Heranwachsenden vor. Hier ist es wohl nicht angebracht, sogar gesetzlich verboten, sich mit allen Mitteln zu verteidigen.

Uns ist in der Praxis oft zu Ohren gekommen, dass Schüler sich nicht trauen sich zu wehren, weil sie Angst haben, „zu viel“ zu machen. Wir warnen oft, die Techniken nicht sorglos einzusetzen, um niemanden zu verletzen. Doch wo ist die Grenze? Wann darf ich und wann nicht? Um dieser Unsicherheit zu begegnen, unterscheiden wir drei verschiedene Gegnertypen, gegen die man sich auf unterschiedliche Weise zur Wehr setzen kann. Wichtig ist dabei, dass alle Abwehrtechniken aufeinander aufbauen sollten, d.h. Schritt eins ist bei allen gleich, Schritt zwei nur bei Typ II und Schritt drei nur bei Typ III erlaubt.

Im nachfolgenden Text möchte ich die drei Gegnertypen kurz vorstellen:

Gegnertyp I:

Ein Freund oder Bekannter, der vielleicht gehört hat, dass wir Selbstverteidigung bzw. Karate machen und uns herausfordern möchte. Für Kinder wären das hier Klassenkameraden, die z.B. ärgern oder vielleicht auch schubsen. Hier mit Gewalt zu antworten wäre das völlig falsche Mittel und würde nur zu Gegengewalt und mehr Ärger führen. Andererseits darf man sich auch nicht wehrlos und ängstlich zeigen, denn das führt meistens auch zu einer Eskalation der Situation.

Das Zauberwort heißt hier, wie meistens, Deeskalation. Die höchste Kunst zu kämpfen, ist nicht kämpfen zu müssen. Sollte das, aus welchem Grund auch immer, nicht funktionieren sind einfache Abwehrtechniken erlaubt.

Gegnertyp II

Der zweite Gegnertyp stellt schon eine größere Herausforderung als Typ I dar. Die Situation ist beispielsweise unübersichtlicher bzw. uns ist das Gegenüber vielleicht nicht bekannt. Es droht zwar keine unmittelbare Gefahr für unsere Gesundheit oder gar für unser Leben aber wir sehen uns gezwungen, uns zu verteidigen. Ein Beispiel könnte ein Typ sein, der eine Frau auf einer Party anfasst oder auch gegen ihren Willen festhält. Befreiungstechniken und Schläge auf sekundäre Ziele wie z.B. den Unterarm (mehr dazu in den folgenden Artikeln) sind hier erlaubt.

In der Kindheit kommt es leider recht häufig vor, dass man von größeren Kindern oder Jugendlichen geärgert wird oder dass man sich auch mal körperlich wehren muss. Dieser Gegnertyp kommt also sehr viel häufiger vor als der folgende Typ III. Dennoch ist es so, dass in vielen Systemen nicht unterschieden wird und die Schüler somit verunsichert werden. Was dürfen Kinder also tun, wenn sie von Größeren angegriffen werden? Je nachdem, wie der Angriff aussieht kann die Spanne hier von einfachen Abwehrtechniken bis hin zu Schlag- und Tritttechniken reichen, um sich Luft zu verschaffen. Aber auch hier gilt: Deeskalation ist immer besser als die direkte Konfrontation!

Gegnertyp III

Dieser Gegnertyp stellt eine direkte Bedrohung für Leib und Leben dar. Deeskalation ist nicht (mehr) möglich, denn das Ziel des Angreifers ist einzig und allein uns zu schaden und im Ernstfall schwere körperliche und/ oder seelische Verletzungen zuzufügen. Hier sind alle Mittel erlaubt, die uns aus dieser Situation retten können, auch Angriffe auf Primärziele wie Augen, Hals oder die Weichteile. Der Versuch einer Vergewaltigung, ein Raubüberfall oder die versuchte Kindesentführung sind typische Beispiele für diese Art von Angreifer. Hier gilt: kein Zögern und Überlegen, sondern schnellstmöglich handeln!

Auch wenn diese Situationen in unserem trotz allem vergleichsweise selten vorkommen, ist es doch unglaublich wichtig, sich bewusst zu       machen, dass auch uns so etwas passieren kann. Denn nur, wenn man vorbereitet ist, hat man eine Chance in dem Moment, wo der Schock noch groß ist, richtig zu reagieren.

 

Fazit:

Es reicht nicht einfach nur Selbstverteidigung zu trainieren. Man muss sich auch mit den mentalen Prozessen auseinandersetzen, die wir in einer Notsituation durchlaufen. Spitzensportler nutzen das Mentaltraining vor Wettkämpfen, um mit den unterschiedlichen Reizen und Belastungen während des Wettkampfs besser klarzukommen. Eine dieser Techniken ist zum Beispiel, sich den Wettkampf schon vorab in allen Einzelheiten vorzustellen, so dass den Sportler fast nichts mehr überraschen kann und er sich vollkommen auf seine körperlichen Fähigkeiten konzentrieren kann. Genauso sollte es auch in der Selbstverteidigung sein. Wir versuchen alle möglichen Situationen durchzuspielen, um die Schüler so bereit zu machen für jede Art von Konfrontation. Dafür ist es aber unbedingt nötig, ALLE Facetten der Selbstverteidigung zu beleuchten und nicht einzelne Aspekte.

 

Unsere Kurse zu den Themen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung sind geeignet für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Ihr findet uns an folgenden Standorten:

Bersenbrück, Bramsche, Hasbergen- Gaste, Hesepe, Lappenstuhl, Osnabrück- Widukindland, Venne, Wallenhorst und Ueffeln.

Ein kostenloses und unverbindliches Probetraining ist jederzeit möglich!

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